30 Schotter satt!

Wir machen uns auf zurück Richtung Elbasan, um von hier aus südlich Richtung Berat abzubiegen. Als erstes gönnen wir jedoch Käte eine ordentliche Waschung am Straßenrand und tatsächlich werden unter all dem Batz wieder Felgen sichtbar.

Kurz vor der Industriestadt biegen wir in ein kleines Örtchen rechts ab, kaufen Fleisch und suchen verzweifelt nach einem neuen Gasschlauch mit Anschluß. Unser Navi schickt uns weiter rechts den Berg hoch und kurzweilig läuft die Straße parallel zur Hauptstraße. Doch plötzlich biegen wir ins nächste Tal ab und entfernen uns immer mehr von unserer eigentlichen Route. An einem kleinen Bach machen wir Pause und Luna darf sich erfrischen, während Eva die Zeit zum pritscheln im kalten Wasser nutzt.

Unser Navi beharrt konsequent darauf uns nach Elbasan zu führen und leitet uns den nächsten Berg hinauf und ins nächste Tal hinunter. Irgendwann wechselt der Straßenbelag von Asphalt in Schotter und wir rumpeln Kurve um Kurve die Berge hinauf und hinunter, immer im guten Glauben, auf dem richtigen Weg zu sein. Der Hunger treibt uns voran, doch von einer Kneipe ist weit und breit nichts zu sehen.

Nach geraumer Zeit erreichen wir ein Plateau mit zahlreichen Schafsherden, Pferden und einem Hotel. Als sich ein paar Häuschen zeigen, finden wir nicht nur ein Restaurant, sondern wissen zumindest, wo wir gerade unsere arme Käte die Berge rauf und runter treiben. Wir sind im Nationalpark Fushe Studen, einem albanischen Wandergebiet gelandet. Leider nördlich unserer Reiseroute und nicht südlich, Richtung Berat. Doch egal, das Navi zeigt immer noch mit Bestimmtheit die Richtung an. Nach einem ausgiebigen Essen, Kaffee und Raki schlendere ich noch etwas durch die 10 Häuschen. Die Menschen sind unglaublich freundlich, tragen teils noch traditionelle Kleidung und pflügen das Feld mit dem Pferd. Hier sieht man noch das einfache Leben in Albanien.

Wir rumpeln weiter, bergauf und bergab und nach jeder Biegung gehen wir davon aus, dass wir bald aus dem Bergland hinauskommen. Irgendwann platz mir der Kragen, nachdem wir das Navi im Bus mit google verglichen haben und uns angezeigt wird, dass in 10 Minuten Schluss ist mit der Straße.

Mit meiner Straßenkarte bewaffnet, stapfe ich runter zu einem kleinen Häuschen und bitte die Bewohner um Hilfe. Mit Händen und Füßen wird uns erklärt, dass wir uns kurz vor der mazedonischen Grenze irgendwo im Nirgendwo befinden. Uns wird türkischer Kaffee und selbstgemachter Raki angeboten, Eva bekommt 2 Hände voll Wahlnüsse und Karamellbonbons. So bekommen wir eher unfreiwillig die albanische Gastfreundschaft am eigenen Leib zu spüren.

Der Rückweg ist keine Option mehr, also fahren wir weiter auf einer einspurigen Schotterstraße in die falsche Richtung, mit einem zu recht genervten Kind und einem durchgeschüttelten Hund Richtung Ostren i Math und weiter, durch ein Labyrinth aus Bergen. Als wir auf die Hauptstraße in Bulquize Richtung Tirana einbiegen, ist es längst schon Dunkel. Wir haben mal wieder unglaublich viel gesehen, wahnsinnig freundliche Menschen erlebt und eine grandiose Landschaft genossen, aber jetzt auch ziemlich die Nase voll von Berg auf – Berg ab. Doch die Straße nach Tirana führt uns nochmals steil bergauf und für die letzten 35 km brauchen wir satte 1,5 Stunden. Eva schläft bereits tief und fest in ihrem Sitz, als wir von Hühnern umgeben einen Campingplatz erreichen und uns noch ein Feierabendbier gönnen. Klares Résumé – zwischendurch mal nachgefragt und dem Navi nicht blind vertraut bietet vielleicht weniger Abenteuer, aber unter Umständen auch eine zielgerichtetere Ankunft. (Anmerkung des Co-Redakteurs: Bla bla bla)!

29 Ausflug nach Ohrid

Samstag, 29.04.2023

Der Vormittag wird mal wieder vertrödelt und geht mit viel Gezeter ins Land – Eva hat zu wenig geschlafen! Am frühen Nachmittag machen wir uns auf nach Ohrid, nachdem der Versuch eines Mittagsschlafes bei unserer Tochter völlig gescheitert ist. Da die Strecke für Luna zum Laufen zu weit ist, bringt uns Käte zum Upper Gate. Dort können wir entspannt parken und die ersten Sehenswürdigkeiten, wie die Kirche von Johann von Kaneo, die Ausgrabungen sowie die Burg und das Amphitheater bewundern. Nach einem entspannten griechischen Kaffee und Raki folgen wir einem der unzähligen Gassen ins Stadtzentrum. Über die Altstadt verteilt, die sich auf dem ganzen Hügel erstreckt, gibt es unglaublich viele Kirchen, Kapellen und Moscheen. Wie uns bereits in Montenegro und Albanien aufgefallen ist, leben auch hier in Mazedonien griechisch-orthodoxe Christen und Muslime dicht an dicht und friedlich zusammen.

Doch die vielen Touristen in Jogginghosen und mit sehr üppigen, aufgespritzten Lippen überfordern uns nach vier Woche mehr oder minder Einsamkeit. Eva bekommt ihre Pizza Margaritha und danach treten wir wieder den Rückweg an.

Zurück am Platz packen wir alles für unsere morgige Abfahrt zusammen. Der kleine Platz war unkompliziert und bot einen schönen Blick auf den See, aber jetzt ist es genug und uns treibt es weiter endlich Richtung Berat.

28 Workation

Während Michael früh aufstehen muss, genießt Eva die Zeit im Bus zusammen mit Bibi und Tina – wie könnte es auch anders sein – und ich mein Buch im Sonnenschein. Tatsächlich ist das mit dem Wetter so eine Sache, es ist nicht wirklich schlecht, aber sehr unbeständig. Nach einem traumhaften Sonnentag, an dem wir uns schon fast an T-Shirt und kurze Hose gewöhnt haben, folgt in der Regel wieder ein Tag mit bedecktem Himmel und dem ein oder anderen Regenschauer. Nachts liegen wir teils bei unter 10 Grad, da ist unsere Standheizung Gold wert. Die Wettervorhersagen stimmen in der Regel nie, daher wissen wir auch nie, was uns erwartet. Der Wind ist teils eisig, so dass wir ohne Jacke nicht draußen sitzen können.

Aber egal – die Sonne lacht und nach einem späten Frühstück machen Eva und ich uns auf den Weg, die Gegend zu erkunden. So finden wir einen „geheimen“ Trampelpfad in der Nähe des Präsidentschaftspalastes, entdecken eine wunderschöne Blumenwiese und treiben imaginäre Kühe und Schafe vor uns her, von denen immer wieder eines ausbüxt. Währenddessen hat Michael seine Telkos und arbeitet vor sich hin.

Luna ist heute völlig übermütig, rennt voraus, kugelt sich im Gras und freut sich des Lebens – und wir uns bei ihren Anblick.

So geht ein fauler Tag am Ufer des Ohridsees vorbei.

27 Ein schönes Plätzchen

Donnerstag, 27. April 2023

Die Nacht war kurz, aber ruhig. So langsam rumpeln zahlreiche Minibusse und PKW in beiden Richtungen an uns vorbei. Alle die wir anhalten und Fragen, versichern uns, dass die Straße nach Gramsh befahrbar ist. Als wir das Abenteuer schon fast noch einmal bei Helligkeit wagen wollen, hält ein Toyota Jeep und ein Bauarbeiter steigt aus. In sehr gutem Englisch erzählt er mir, dass die Straße für uns zu gefährlich ist. Wegen dem Regen ist einiges an Geröll herunter gekommen und er empfiehlt uns, nach Maliq zurück zu fahren. Ich plaudere noch ein bisschen mit ihm über sein Land. Als Vermessungsingenieur beklagt er sehr die fehlende Infrastruktur. Vor allem komme kein Geld mehr bei den Leuten an, seit der Diktatur vor 30 Jahren. Das Land ist reich an Bodenschätzen, aber die neue korrupte Regierung legt alles still und stattdessen fördern ausländische Unternehmen die Edelmetalle. Die stillgelegten Minen haben uns auch auf der kompletten Reise durchs Hinterland begleitet und wir rumpelt nachdenklich den Weg zurück, den wir gekommen sind.

Den kompletten Weg zurück nach Elbasan und weiter nach Berat können wir unseren Mäusen nach der gestrigen Tour heute nicht antun, soviel ist klar. Also machen wir uns auf ans Ostufer des Sees, für dass wir allerdings nach Mazedonien – Land Nr. 6 – einreisen müssen. An der Grenze wollen die Albaner plötzlich die grüne Doppelkarte sehen, die bei der Einreise keinen interessiert hat. Michael räumt den halben Bus aus, währen Eva sich amüsiert, dass der Zöllner ja nicht mal unsere Badezimmertüre aufbekommen hat, während er sich nach illegalen Substanzen und Schmuggelware umsieht. Vor dem erstbesten Campingplatz machen wir halt, gehen ausgiebig mit Luna und schauen uns dann den riesigen Platz direkt am See an. Als Eva ein Pony entdeckt, dass uns auch noch hinterher springt und uns den Platz bis zum See zeigt, ist die Platzwahl bereits getroffen. An der Rezeption wird uns dann allerdings ein Strich durch die Rechnung gemacht, da sämtliche Plätze Dauercampern gehören, können wir nicht bleiben. Die Tränen fließen in Strömen als wir dem Pony Lebewohl sagen müssen und nur ein Notfall-Quetschi schafft es die Stimmung einigermaßen wieder herzustellen. Oben im Norden direkt bei Ohrid gelegen, erreichen wir einen kleinen aber feinen Platz mit direktem Seezugang und ausreichend WiFi für Michael. Wir sind alle vier platt, aber der Ausblick auf einen Spaziergang am See, einem Pfannkuchen mit Apfelmus für Eva und für Michael und mich Paella, heitern uns alle wieder auf. Zumal der Ort sehr schön sein soll und sich hier am Ostufer, mit den schneebedeckten Bergen um uns herum alles ein wenig nach Gardasee anfühlt. Eva fällt nach ihrem Essen todmüde in ihr Bett. Unser Abend geht leider noch ein wenig länger, da uns mitten beim Kochen der Paella das Gas ausgeht. So muss erst mal eine frisch aufgefüllte Gasbombe her und das Essen wird eher zum Mitternachtsschmaus.

26 From Heaven to Hell

Mittwoch, 26. April 2023

Wir packen unsere sieben Sachen und machen uns auf Richtung Ohridsee, dem angeblich ältesten See der Welt. Der Weg führt uns vorbei an grünen Wiesen und fruchtbarem Land, immer mehr den Bergen entgegen. Elbasan empfängt uns mit unglaublich vielen Fabriken, Kohle wird abgebaut und ganze Teile von Minenanlagen warten auf den Verfall. In der Stadt selbst ist munteres Treiben mit Gemüseständen, Klamottenläden und jeder Menge junger Menschen – ein schönes Getümmel. Das Wetter ist durchwachsen, mal ereilt uns ein Regenschauer, mal spitzelt die Sonne etwas hervor. Unser Weg führt uns mehr und mehr den schneebedeckten Gipfel entgegen. Käte kämpft sich einen Pass hoch, währen alle 10 Meter uns ein neues Angebot für die Autowäsche ereilt. Tatsächlich gibt es in Albanien nahezu an jeder Stelle die Möglichkeit das Auto waschen zu lassen, aber in der geballten Form haben wir es bis dato noch nicht erlebt.

Wir erreichen den Ohridsee, die Temperaturen liegen mittlerweile bei 8 Grad und beschießen uns das Fischerdörfchen Lin anzuschauen, das im Führer gepriesen wird für seine Urtümlichkeit. Direkt am Marktplatz, an dem wir parken können, empfängt uns ein Schäferhundmischling und zeigt uns seinen Ort, indem er konsequent uns voraus oder hinterher springt. Es gibt zahlreiche Guest Houses, ein Café für einen wärmenden Kaffee wäre uns tatsächlich lieber gewesen. Ansonsten gibt es ein Paar Fotomotive und einen Ort der mit einer Straße und links und rechts kleinen Häuschen, für unseren Geschmack wenig zu bieten hat.

Unsere Route führt uns das albanische Westufer entlang, das reltiv wenig zu bieten hat. Hin und wieder weist ein Camper-Schild auf einen Stellplatz hin, der entweder zu istboder eher einem Parkplatz gleicht. So erreichen wir zügig Pogradec, eine Stadt am Südufer des Sees, wo google uns ein schönes Plätzchen empfohlen hat. Doch die Kneipe hat zu und die Grünfläche dahinter ist mit einer hohen Mauer umzäunt. Ein Blick genügt und uns ist sofort klar, hier fühlen wir uns nicht wohl und wollen auch nicht bis Samstag bleiben. Nachdem Michael am Freitag „crazy Friday“ hat und arbeiten muss, ist klar, dass wir hier nicht bleiben wollen.

Um nicht die gleiche Strecke wieder zurück nach Elbasan nehmen zu müssen, entscheiden wir uns für die kleinere Straße, aber deutlich kürzere Strecke von Maliq Richtung Gramsh um uns unterwegs ein Plätzchen für die Nacht zu suchen und morgen weiter zu fahren Richtung Berat, die Stadt der 1000 Fenster. In Maliq, einem kleinen Örtchen landen wir anstatt in der gewünschten albanischen Kneipe mit lokalem Essen in einem In-Restaurant, Buddha auf dem Tisch und Gedöns. Egal, das Essen schmeckt und wir haben ja noch einiges vor uns. Im Restaurant frage ich extra noch einen Kellner, ob die Straße nach Gramsh befahrbar ist – er bejaht und zeigt uns auch gleich die richtige Richtung. Die Fahrt geht vorbei an einer stillgelegten Mine, alles wirkt wie eine Geisterstadt, bei uns im Bus läuft Bibi und Tina, während Michael auf der Schotterstraße versucht zahlreichen Pfützen, Matschrillen und Schlaglöchern auszuweichen. So geht es Kilometer um Kilometer mühsam voran. Zwischendurch schöpfen wir Hoffnung, dass die Straße besser wird, aber direkt hinter der nächsten Kurve werden wir eines Besseren belehrt. Es ist mittlerweile finster und die Frage, ob Umdrehen noch eine Option ist, haben wir nach der Höllenstraße bereits mit einem klaren NEIN beantwortet. Von zahlreichen Berichten wissen wir, dass die Straße in eine wunderbare neu asphaltierte Straße übergeht und es zahlreiche schöne Plätzchen an einem Stausee geben soll. So holpern wir weiter, der Batz vom letzten Regen teils 20 cm tief, an einspurigen Stellen vorbei, an denen die Straße zur Hälfte fehlt, doch Asphalt ist keiner in Sicht. Tief unten erahnen wir einen Fluss, als uns plötzlich der Weg durch riesengroße Steinbrocken versperrt ist. Hier hat ein frischer Murenabgang die vermeintliche New Road für uns letztendlich zur Sackgassse gemacht. Wir wenden zentimeterweise und hoffen, dass die All Terrain Reifen halten, was sie versprechen, denn wenn wir hier ins Rutschen geraten – besser nicht darüber nachgedacht, den direkt vor uns gähnt der Abgrund und unter uns ist der Stausee.

Mit Schuhen, die von der Ortsbegehung komplett verschlammt sind, treten wir die Rückfahrt an. Bibi und Tina die 10te Folge, halten uns alle wach und so rumpeln wir bis zu einer alten Tankstelle, auf deren betonierten Untergrund wir kurz vor Mitternacht einen sicheren Schlafplatz für die Nacht finden.

25 Sandeltag

Dienstag, 25. April 2023:

Die dunkeln Wolken haben sich verzogen, leider die Nachbarn links und rechts von uns nicht. Die Wäsche von gestern wird endlich trocken und während Michael, Eva und Luna zum Einkaufen gehen, habe ich Zeit, mich um ein exemplarisches Anschreiben fürs Arbeitsamt zu kümmern. Eva kommt mit breitem Schokomund wieder zurück über den Strand gelaufen und hatte das größte Eis, dass man sich nur vorstellen kann.

So versandeln wir im wahrsten Sinne des Wortes einen weiteren Tag – doch bevor wir hier gar nicht mehr wegkommen, ist für morgen unsere Weiterreise geplant, denn Albanien hat noch viiiiiel zu bieten.

Resümee:

Die ersten drei Wochen unserer Reise liegen hinter uns. Spätestens jetzt wäre jeder normale Urlaub zu ende. Zeit sich über die letzten Wochen Gedanken zu machen und eine Antwort auf die Frage zu geben, die mir immer wieder auf WhatsApp von Freunden gestellt wird „liest sich ja alles großartig, aber wie geht’s Euch eigentlich wirklich?“.

Ich habe mir im Vorfeld viel Gedanken gemacht, wie Eva die Reise verkraftet. Tagelang ohne andere Kinder, Stunden im Auto, viele Eindrücke die es zu verarbeiten gilt, etc. Doch die kleine Maus steigt aus dem Bus und findet an jedem Platz nur das Beste und wenn mal gar nicht passt, kommt – ach Mama, ist doch nicht schlimm, dann machen wir es uns halt schön.

Ja, sie fordert uns immer wieder kräftig heraus, in dem sie Zeit einfordert und Aufmerksamkeit, uns den Spiegel vorhält, ihre Wutanfälle bekommt und Scheiße über den ganzen Platz brüllt. Aber sie begeistert uns auch jeden Tag wieder auf Neue. Allein ihre auditive Aufnahmefähigkeit ist irre und so saugt sie jeden Mist aus ihren Hörbüchern, singt und summt den ganzen Tag Melodien und Lieder, die wir unterwegs gehört haben. Sie hat keinerlei scheu, sich in einer anderen Sprache zu bedanken oder zu verabschieden und sobald sie auf andere Kinder trifft, sind es ihre besten Freunde.

Die Zeit, die wir miteinander verbringen ist so intensiv und unsere fast 6-jährige Maus ist so ein Persönchen geworden, dass wir manchmal mit den Ohren schlackern. Erst vor kurzem, als ich ihr kein Eis kaufen wollte unter anderem mit der Begründung, dass sie schon viel häufiger ein Eis bekommen hätte als ich, erwiderte Eva „Mama, das stimmt doch gar nicht. Denk doch mal scharf nach, was ist mit dem ganzen Eis als Du noch klein warst!“. Als sich andere Camper beschwerten, dass keine Fische beißen, fragte Eva sie, ob sie es denn schon mal mit nem Wobler probiert hätten. Oder als Michael sauer wurde, kam nur ein „Papa, wenn Du ein ernstes Wort mit mir reden willst, dann leg erst mal ne SIM-Karte ein“. Heute konnte sie einfach nicht einschlafen, weil sie Lampenfieber hat, da es morgen wieder weiter geht und als Michael sich beschwerte, das sie beim Abspülen nicht geholfen hat, erwiderte sie „Papa, sei doch nicht so ein Mimimi“– da bleibt einem manchmal die Spucke weg oder wir können nur noch lachen und sind stolz auf unsere kleine Große, die uns immer wieder komplexe Fragen stellt und uns mit ihrer Art begeistert.

Was uns als Paar betrifft, schweißt natürlich das gemeinsam Erlebte zusammen. Die Zeit nur für uns, ist allerdings nicht unbedingt mehr, als zu Hause. Häufig schreibe ich abends, Michael bearbeitet Fotos und Videos und lädt alles hoch – aber unsere Website ist ein gemeinsames Projekt, dass uns unglaublich viel Spaß macht. Während ich eher die Routen plane, fährt Michael Kilometer um Kilometer und bleibt ruhig und gelassen, wenn google mal wieder Mist erzählt. Wir waren beide relativ schnell entspannt. Ich für meinen Teil, weil kein Druck da war, dass es z.B. der perfekte Platz sein muss, dass die Route und die Sehenswürdigkeiten großartig sein müssen die ich recherchiert hatte, denn bei 3 Monaten ist genügend Faszinierendes und Beeindruckendes dabei.

Jeder hat ein Stück weit seine Aufgaben in unserem kleinen Mikrokosmus und die Dinge gehen Hand in Hand. So ist Michael für die Außenanalgen verantwortlich und ich für das Innenleben unserer lieben Käte. Er kümmert sich mehr um Luna, ich mich mehr um Eva.

Schritt für Schritt erleben wir wieder eine neue Innigkeit, die zu lange im Alltag gefehlt hat und wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit die uns noch bleibt!

Und last but not least – was unsere vierbeinige Maus anbelangt: Wir sind überglücklich, wenn sie eine längere Tour durchhält. Wir freuen uns über jeden Moment, in dem ihr alter Schalk zu Tage kommt und sie ihre verrückten Kreise und Purzelbäume am Strand macht und unsere Strandtuch verwurstelt, weil sie sich klitsch nass herumwälzt. Wir genießen die Momente, wenn sie mit heißer Kehle Michael bellend zum Spielen auffordert. Unsere Seniorin macht alles mit und mit den Sprahns on tour kann es durchaus auch mal anstrengend sein.

Danke an alle für Eure lieben Kommentare und für Euer Interesse an unserer Reise!

24 Auch im Paradies kann es Wolken geben

Montag, 24. April 2023

Der Himmel ist bedeckt – wir entscheiden uns dennoch für die zweite Ladung Wäsche, die wir aber über den Tag verteilt immer wieder abhängen, weil wir den nächsten Regenschauer fürchten. Eva genießt, das süße Nichtstun in vollen Zügen. Hört zig Folgen Bibi und Tina und spielt völlig in Gedanken am Platz im Sand, kocht mit Blümchen und bringt uns regelmäßig die tollsten Speisen. Luna wird ordentlich gebürstet, denn unsere liebe Seniorin schwitzt immer mehr unter ihrem dicken Fellmantel. Michael backt uns einen tollen Marmorkuchen, denn der gute Omnia (https://www.omniasweden.com/de/) muss ja schließlich auch endlich eingeweiht werden. Ein kleiner Strandspaziergang und ein Einkehrschwung, mal wieder ohne Eis, bevor der Wind kräftig auffrischt und der Himmel sich ordentlich verdunkelt. Es gibt schlimmeres als schlechtes Wetter und so finden wir Zeit, endlich mal wieder unsere Seite zu aktualisieren und zu schreiben.

23 Ein Bilderbuchtag

Sonntag, 23. April 2023

Ein ausgiebiges Frühstück mit Blick aufs Meer – Urlauberherz was willst Du mehr? Zwar bröselt das albanische Brot genauso wie das Brot aus Montenegro, aber egal. Wir genießen die Einsamkeit, den Blick und uns. Bei dem strahlenden Wetter und aufgeheizt von der Sonne schälen wir alle unsere Astralkörper in Neoprenanzüge und schwimmen eine Runde, auch wenn das Meer noch ganz schön zapfig ist zu dieser Jahreszeit. Außerdem ist heute Wäsche waschen angesagt, auch wenn die Waschmaschine noch genauso im Winterschlaf ist, wie die komplette Infrastruktur. Selbst im örtlichen Minimarket gibt es nicht mal ein Eis für Eva, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Die Hängematte hängt, die Außenküche steht und wir haben endlich einen Platz, der der legendären Paella würdig ist. Doch abends kommt die kleine Maus nicht zur Ruhe, all die Ereignisse müssen erst einmal verarbeitet werden und so sitzen wir noch lange in Decken eingekuschelt am Meer, schauen den Blinkwürmchen zu, die eher blinken als glühen und auf die Lichter zur Insel und der fernen Stadt. So findet sich Zeit für ein erstes Résume, was uns betrifft.

22 The way to paradise

Nach einem kurzen Frühstück auf der Kaimauer, schließen wir uns unseren Nachbarn nochmals an und begeben uns gemeinsam auf die Suche nach dem Kune-Vain Nationalpark, der bekannt sein soll für Eisvögel, Flamingos und Pelikane. Im ersten Schritt schickt uns aber google völlig falsch auf eine abgelegene Schotterstraße mit zahlreichen Bunkern und bemitleidenswerten Vierbeinern, die wie immer unser Hundeherz berühren.

Nach längerem Suchen kommen wir über den Nordeingang 15 km weiter, in den Park der für 500 Lek. auch mit dem Bus befahren werden kann. Eva darf mit ihren neuen Freunden durchradeln und ist völlig außer Rand und Band als wir an einen wunderschönen feinsandigen Strand gelangen. Das Bad im Meer muss allerdings noch etwas auf sich warten, da wir erst noch – diesmal auch sehr gut zubereiteten Fisch – in einem der 3 Restaurants des Parks bei griechischer Musik und Blick aufs Wasser genießen.

Unsere Hymer-Freunde verabschieden sich und treten die Weiterreise nach Berat, der Stadt der 1000 Fenster an während Eva. Luna und ich uns erstmalig in die Fluten stürzen. Allerdings ist das Wasser auch mit Neopren noch sehr frisch und die Wellen der kleinen Maus erst einmal zu hoch, doch das Gefühl im Sand zu sitzen und zumindest kurz ins Meer gehüpft zu sein, kann uns keiner mehr nehmen.

Zurück am Bus fahren wir die wenigen Kilometer nach Lezhe, doch der Campingplatz ist zu und schaut auch von außen wenig einladend aus. So wirft Michael sein Interesse an den Ausgrabungen über Bord und den Motor an, nochmal 2 Stunden Fahrt an Tirana und Dures vorbei an die Küste zum Camping Par Emer. Die Hoffnung im Gepäck, dass die Stimmung an Bord nach der vielen Fahrerei und den gigantischen Erlebnissen der letzten Tage nicht kippt und der Platz das hält, was unsere Toyota-Jeep Bekanntschaft aus Montenegro versprochen hatte.

Unsere Mäuse halten tapfer durch und mit viel Gesang und lustigen Geschichten vergeht die Fahrt vorbei an großen Trabantenstädten wie im Nu. Und dann, am Po von Irgendwo, entdecken wir unser persönliches Paradies. Ein traumhafter Platz mit einem Steg zu einer kleinen Insel mit Restaurant, leider noch im Winterschlaf, entschädigt für die viele Fahrerei. Wir sind angekommen und während die anderen Camper sich alle auf der linken Seite tummeln, stehen wir rechts allein und von Glühwürmchen umgeben!

21 Im Drinn drin

Freitag, 21.04. 2023

Die Nacht ist kurz und sogar Eva wacht um 5:00 Uhr auf, weil sie meint, sie müsse aufstehen, um rechtzeitig am Fähranleger zu sein. Wir haben Tickets für uns drei und Käte für 98 €, nur Luna ist kostenfrei. Eine Menge Geld dafür, dass wir nicht wissen, was uns erwartet.

Unsere neuen Freunde mit dem Hymer „Emma“ wagen auch die Fahrt auf dem Drinn. Vierzig Minuten vor Abfahrt sollen wir am Anleger sein, aber wo ist der überhaupt? Es ist kaum etwas ausgeschildert und nachdem eine enorm große Staumauer sich vor uns auftürmt, folgen wir der schmalen Straße, die sich nach oben schlängelt. Durch den Tunnel wagen wir uns allerdings nur zögerlich, da die Ampel davor nicht zu funktionieren scheint und Gegenverkehr bei dem schmalen Tunnel nicht möglich ist. Typisch deutsch rechnen wir mit einem entsprechenden Abfahrtsterminal als wir die Busnase aus dem Tunnel strecken. Stattdessen ist der kleine Vorplatz vor 2 Fähren so dermaßen voll mit Menschen, Autos und strohbeladenen Fahrzeugen, dass wir kaum aus dem Tunnel kommen.

Unser Onlinetickets wurden mehrfach kontrolliert, uns wurden 5 € für den Tunnel abgeknöpft – aber nicht von offiziellen Mitarbeitern einer Rederei, sondern irgendwelchen wild gestikulierenden Menschen. Als uns dann auch noch Einer erklärte, wir müssen auf dem Miniplateau mit Käte wenden, um Rückwärts auf die Fähre zu fahren, war guter Rat teuer. Der freundliche Albaner entpuppte sich später als unser Kapitän, der uns überzeugend versicherte, dass er unser zu Hause wenden und verschiffen würde. Na dann!

In haarsträubender Millimeterarbeit wurde also Käte gewendet, ein anderes Auto umgeparkt, ein Stein unterlegt, um nicht aufzusetzen und unter großem Tamtam langsam rückwärts die schmale Rampe auf die Fähre verfrachtet. Zu guter Letzt stand Käte mit ca. 5 cm Abstand zu den anderen Fahrzeugen, dicht an dicht auf der Fähre und es konnte los gehen.

Allein dieses Manöver und das verrückte Treiben auf dieser kleinen Plattform, waren den Fährpreis wert!

Die Fahrt dauerte 2,5 Stunden den Drinn entlang, durch eine atemberaubende Landschaft. Links und rechts ragten die grün bewachsenen Berge hoch auf, während die Fähre sich ihren Weg flussaufwärts bahnte. Ab und an waren Langbote zu sehen, die den Menschen der oft sehr abgelegenen Häusern in den Bergen als einziges Transportmittel dienen und die ihre Waren mit Eseln am Flussufer in Empfang nahmen. Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite, zwar war es windig, aber der Kontrast von Himmel, Wasser und Bergen ist unglaublich beeindruckend mit teilweise schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Diese Fahrt – ein absolutes Naturspektakel und Highlight unserer Reise! Danke an die lieben Reisenden mit ihrem Toyota-Jeep, die wir unterwegs kennen gelernt hatten und die uns diese Fahrt dringend ans Herz gelegt hatten.

Der Anleger ist ein wahres Kinderspiel, wir rollen vorwärts von der Fähre und setzten unseren Weg durch die Berge fort Richtung Kukes. Die neu asphaltierte SH23 bringt uns die Berge rauf und runter durch fruchtbares Land mit Blick auf die weißen Berge von Albanien. Die Fahrt dauert über 2 Stunden und außer vereinzelten Häusern kommen wir durch ein kleines Dorf, in dem wir wenigsten ein wenig unsere Vorräte auffüllen können und Eva endlich ihr heißersehntes Eis bekommt.

Kukes streifen wir nur und biegen direkt ab auf die Autobahn, die uns Richtung Tirana zur Küste bringen soll. Der Bedarf an Hinterland und auf und ab ist erst einmal gedeckt!

Da wir uns unterwegs kein Plätzchen für die Nacht suchen wollen, peilen wir direkt die Lagune von Patok an, unweit von dem Ort Lezhe. Lezhe, berühmt für seine historische Bedeutung, wollen wir uns morgen etwas genauer anschauen. Unsere Hymer Freunde haben den gleichen Weg eingeschlagen und ohne jegliche Absprache sind sie mit ihrer Emma mal hinter uns oder plötzlich wieder vor uns und peilen auch Patok an. So stehen wir gemeinsam für die Nacht an der Lagune mit herrlichem Blick, die Kinder – mittlerweile alle ziemlich fertig –  drehen ordentlich auf und essen gemeinsam in einem schönen Restaurant schlechtes Essen. Doch tatsächlich kann heute nichts mehr diesen vielen Eindrücken und unglaublichen Erlebnissen des heutigen Tages abträglich werden und ein gutes Glas Cà dei Frati sorgt für eine ungetrübte Nacht.