48 Ein vergessener Vatertag

Wir wachen einigermaßen früh auf, der Himmel ist blau, die Sonne lacht und wir räumen unsere sieben Sachen zusammen. Hier gefällt es uns definitiv nicht und es treibt uns weiter. Nach unserer Recherche vom Vorabend gibt es bei Gythio einen Platz mit Pool, damit Eva endlich ihre Rückenschwimmkünste zeigen kann. Auf dem Weg dorthin ist die berühmte Tropfsteinhöhle von Pirgos Dirou – die wirklich ein Erlebnis ist.

Nachdem Michael bisher alles gefahren ist, beschließe ich das Lenkrad zu übernehmen. Aber nachdem wir Kalamata hinter uns gelassen haben, wird schnell klar, dass er sich auf dem Fahrersitz wohler fühlt als mit der Kamera in der Hand und andersherum. Der Weg durch die Mani geht mal wieder bergauf und ab, durch kleine Örtchen und immer wieder mit einem gigantischen Blick aufs Meer. Während wir die Mani als kochend heißen Landstrich in Erinnerung haben, in der außer niedrigem Buschwerk nichts zu wachsen scheint, ist alles in einem üppigen Grün. Der Regen scheint der Natur unglaublich gut getan zu haben.

Um die gute Stimmung an Bord weiter aufrecht zu halten, legen wir in einer wunderschönen Bucht einen Stopp ein. Der Weg geht steil bergab und wir parken vor einer Taverne, die noch in den Winterferien ist und nehmen die steilen Treppen runter zum Strand in Angriff. Der Sand ist fast schwarz und dementsprechend heiß. Nachdem uns bei den vielen Kurven irgendwann unsere frisch erworbene Wassermelone vom Bett geflogen ist, gönnen wir uns nun die ersten Stücke und spucken Melonenkerne um die Wette. Das Meer ist zwar kühl, aber so langsam scheint die Zeit der Neoprenanzüge vorbei zu sein. Erfrischt treten wir die Weiterfahrt an, nachdem wir Luna die steilen Treppen hoch bugsiert haben, geht halt alles nicht mehr so einfach in diesem Alter.

Der Weg führt uns nach Aeropoli und von da aus zu den Tropfsteinhöhlen. Vor fast 30 Jahren durfte ich schon mal über die Stalaktiten und Stalagmiten staunen, die gerade mal einen 1mm in 10 Jahren wachsen (Kleine Eselsbrücke lt. Wikipedia: „Die Mi(e)ten steigen und die Tit(t)en hängen“ -> Danke Wiki!) Also ist klar, dass ich bei Luna bleibe, denn bei den Temperaturen können wir sie nicht mehr im Auto lassen. Für 12 € warten meine Lieben auf den Einlass in eine magische Welt. Die Höhlen scheinen derzeit renoviert zu werden und so gibt es aktuell nur die Bootsfahrt durch die Höhle, aber nicht mehr den ca. 10-minütigen Fußweg zum Ausgang.

Für Michael und Eva war es jedenfalls ein unbeschreibliches Erlebnis. Vermutlich auf Grund des vielen Regens, war der Wasserspiegel der Höhle sehr hoch und die beiden mussten permanent extrem den Kopf einziehen. Bei dem Anblick der faszinierenden Steinwelt und der Beleuchtung schon fast ein sakrales Erlebnis.

Nach der Rückkehr aus der Höhle rief Maria an und gratulierte zum Vatertag, den hatten Eva und ich komplett verdaddelt. So wurde nun eine neue Familientradition geboren – zu jedem Vatertag gibt es künftig einen besonderen Ausflug von Michael und Eva. Das macht die vergessenen Glückwünsche für dieses Jahr zwar nicht wett, aber es gibt künftig die Möglichkeit für gemeinsame Erlebnisse.

Als wir noch die letzte halbe Stunde nach Gythio antreten, sind wir gespannt auf den Platz und freuen uns darauf, uns für ein paar Tage niederzulassen. Zugegebenermaßen nicht unser Traumplatz, aber wir ergattern noch einen windigen Stellplatz in Meeresnähe und der besagte Pool liegt direkt vor uns – Kinderherz was willst du mehr. In einer kleinen Taverne in Lauf nähe (die Tafel vor dem Eingang offeriert „Hot Beer, Old Fish, Bad Serving“) zaubert der Wirt nach einem leckeren Essen dann noch ein Tuch aus seiner Hand einfach weg und kurz darauf, mit viel pusten wieder her und den Rest des Abends begleitet Eva nur noch die Frage, wie dass wohl funktioniert haben mag?

47 Die berühmte Ochsenbauchbucht

Mittwoch, 17. Mai 2023

Nach einem kurzen Regenschauer am Morgen, kriegt Eva ihren ersten Rappel – keiner spielt mit ihr und überhaupt ist alles Sch… Wir spielen Putzfrauen, kehren den Bus und sind die Buspacker, so halten wir sie bei Laune und kommen zügig los.

Wir wollen einen Abstecher zur Ochsenbauchbucht Voidokilla machen, dem angeblich schönsten oder einem der schönsten Strände Griechenlands, bevor wir uns dann auf die Suche nach einem neuen Platz für eine längere Bleibe machen.

Zwanzig Minuten Fahrt zurück Richtung Norden, eine schmale Straße rechts und links mit Olivenbäumen gesäumt, um dann auf eine kleine Landzunge abzubiegen. Als wir links und rechts die ersten Autos parken sehen, befürchten wir einen überfüllten und vollen Strand. Stattdessen erwartet uns eine Wahnsinnsbucht mit glasklarem Wasser und nur ab und an einem Sonnenhungrigen am Strand. Zum ersten Mal gehen wir ohne unsere Anzüge ins Wasser und es ist zwar kalt, aber herrlich. Den Weg hoch zur alten Burg, dem Paleo Kastro aus dem 13 Jahrhundert mit dem irren Blick auf die gesamte Bucht ersparen wir uns und vor allem Luna.

Weiter geht die Fahrt entlang der Küste bis nach Pylos, wo wir uns ein Pita Gyros gönnen, als uns ein unglaubliches Gewitter erreicht und wir auf dem Rückweg zu Käte gerade noch einen schnellen Unterschlupf in einem Kaffee finden.

Wir fahren weiter mit dem Ziel des Camping Tsapi, vorbei an Finikounda, Berg auf. Immer wieder erhaschen wir einen Blick aufs Wasser, mal treiben die dunklen Wollen vor uns her, mal hängen sie uns am Hinterrad. Als wir endlich nach einem schmalen Sträßchen unten am Campingplatz ankommen, ist er zwar in einer schönen Bucht gelegen und auch nur wenige Camper sind vor Ort, aber der Strand ist durch einen Zaun von uns getrennt und auch einen Blick ans Wasser erhaschen wir kaum. Ein Blick genügt – das ist kein Platz zum Bleiben, bei dem man erst mal aus dem Campingplatz raus muss, um an den Strand zu gelangen. Weiter geht’s – die Stimmung steigt jedoch nicht bergauf, sondern geht eher bergab.

Wir düsen auf die Ostseite des ersten Fingers der Peloponnes und umgehen, wie wir im Nachhinein feststellen, zahlreiche schöne Orte auf dem Weg zu einem vermeintlich schönen Campingplatz. Die Stimmung ist gereizt und Eva hat die Nase voll, als wir auf den Camping Petalidi Beach rollen. Lediglich die vier Nürnberger Rostbratwürstel retten die Stimmung und täuschen über einen Platz hinweg, der nicht nur seine besten Zeiten gesehen, sondern gleichwohl als indiskutabel gilt, bei einer Strandtiefe von gerade mal 3 Metern und mehr Steinen als Sand. Die Sanitäranlagen lassen nicht nur zu Wünschen übrig sondern leider auch eine WC-Spülung und sind mit viel gutem Willen als „in die Jahre gekommen“ zu bezeichnen. Liebe Google-Rezensionen-Schreiber, was ist denn nur los mit eurem Urteilsvermögen!

46 Auf nach Olympia

Der Himmel öffnet seine Schleusen und weit und breit ist, außer grau in grau nichts zu sehen. So ziehen Eva und ich unsere Regenjacken direkt über die Schlafanzüge und gehen mit nackigen Füßen und im strömenden Regen mit Luna am Strand spazieren. Die Stimmung ist gut, noch!

Als wir uns von Freddy, Tanja und Andreas verabschieden, rollen wir so früh vom Platz wie noch nie. Es schüttet wie aus Eimern als wir die Fahrt Richtung Olympia antreten. Frühstück hole ich für Michael und mich in einer kleinen Bäckerei. Mit Spinat und Feta gefüllte Blätterteigtaschen und leckeren Apfelkuchen und süße Teilchen. Alles ist noch warm und schmeckt ganz wundervoll. Lediglich für Eva ist mal wieder nichts dabei, was das Reisen langsam wirklich verzwickt macht, denn unser Kind im Unterzucker ist eine tickende Zeitbombe.

Als wir in Olympia ankommen, bekommen wir direkt einen Parkplatz beim Museum. Der Regen hat mittlerweile aufgehört und so kann nach wenigen Metern die Zeitreise beginnen, nachdem wir für Luna alles in Käte hergerichtet haben, damit sie ihre Ruhe genießen kann. Das Museum erzählt wenig über die olympischen Spiele, stellt jedoch zahlreiche Funde von damals aus. Nach einem kindgerechten Rundgang machen wir uns auf zu den archäologischen Ausgrabungen. Es fängt wieder an zu nieseln und ich versuche unser Kind bei Laune zu halten. Michael ist genervt, weil er sich gerne mehr Zeit gelassen hätte, stattdessen muss Eva aufs Klo und darf ihren Apfel nur heimlich essen, weil essen verboten ist.

Als wir zum Bus zurückkommen, werden wir von Luna sehnsüchtig erwartet, die die Zeit nicht auf ihrer Matte, sondern auf dem Beifahrersitz verbracht hat.

Wir beschießen das relativ touristische Olympia hinter unser zu lassen und auf dem Weg an die Küste eine Taverne zu suchen. Die Landschaft ist in einem unglaublich üppigen Grün und die Fahrt geht vorbei an einem Stausee, durch kleine verschlafene Örtchen, aber außer einem Kafenion und einem Lidl, werden wir nicht so richtig fündig. Einzig eine Wundertüte mit kleinen Überraschungen für Eva hebt die Stimmung.

Eigentlich wollten wir ein oder zwei Nächte am Elia Beach, einem unglaublich langen Sandstrand bei Kalo Nero wild stehen. Allerdings sind unzählige Kommentare auf unserer App „Park for a night“ die von willkürlichen Polizeieinsätzen, Verhaftungen und hohen Geldstrafen aus der jüngsten Vergangenheit berichten, dass wir lieber nur einen kurzen Besuch wagen, um Luna ein wenig springen zu lassen. Direkt am Strand kommt ein Fluss ins Meer, die Wellen toben und es ist wirklich ein Traum mit nahezu keiner Menschenseele – aber wir müssen weiter, was vor allem Eva gar nicht gefällt.

Der nächste Campingplatz, Camping Erodios,  ist der Seniorentreff schlechthin und nachdem es nur noch zwei freie Plätze gibt, suchen wir schnell das Weite, denn selbst für eine Nacht gefällt es uns gar nicht. Der nächste Platz, Camping Navarino ist für eine Nacht in Ordnung, die Stimmung einigermaßen. Also schnell in die Falle, in er Hoffnung, dass morgen alles gut wird.

44 Muttertag

Als wir die Bustür öffnen lacht uns die Sonne an und während meine Lieben, Eva natürlich im Nachthemd, einen Strandspaziergang machen, genieße ich bei offenen Bustüren und mit einem gigantischen Blick aufs Meer meinen morgendlichen Kaffee. Nicht dass mir der Muttertag besonders wichtig wäre oder ich auf Geschenke meiner Lieben hoffen würde, dennoch hüpft mein Herz vor Freude. Ich liebe ich diesen Tag sehr, weil ich Mama von dieser kleinen Maus sein darf, die mich immer wieder herausfordert, mir den Spiegel vorhält, mich mit meinen eigenen Waffen schlägt, mich meine letzten Nerven kostet und einfach so unglaublich wunderbar ist, dass es mir am Muttertag immer wieder die Tränen der Rührung und der Freude in die Augen treibt, dass ich das erleben darf

Schön während des Frühstücks gibt es zahlreiche Geheimniskrämerei zwischen Eva und Michael und nach dem Abspülen wird mir ein wunderschönes Mobile stolz überreicht. Eva hat Strandgut gesammelt und Michael durfte bohren und basteln. Doch für viel Rührung bleibt keine Zeit, Eva muss zu ihrem Freund.

Der Sprung ins Meer gehört heute zum Pflichtprogramm und so langsam legt sich Evas Angst vor den Wellen. Stattdessen steigt ihre Wut, dass das Meer nicht so glatt ist wie das Schwimmbar und sie nicht stolz zeigen kann, wie toll sie eigentlich schwimmen gelernt hat.

Als wir am Nachmittag beschließen unsere Abreise nochmals um einen Tag von Montag auf Dienstag zu verschieben, ist das Abendessen gebongt – es gibt Paella und nachdem Tanja und Andreas das Wasser im Mund zusammenläuft, kocht Michael für Vier. Nachdem der Minimarkt schlecht sortiert ist, wird kurzerhand im Restaurant Seafood eingekauft und während die Kinder sich über ihre Spaghetti hermachen, wird die riesengroße Paella Pfanne unserer Nachbarn eingeweiht. Der Rotwein dazu fließt üppig und wir philosophieren über das Leben und unsere Kinder bis weit nach Mitternacht. So lässt es sich leben, am ersten Abend nach 6 Wochen ohne warme Jacke.

43 Spielen bis zum Umfallen

Während wir am Freitag vom Wetter so verwöhnt waren, meint es Petrus mal wieder nicht so gut mit uns. Es ist bewölkt und das Wetter lädt nicht zum Baden ein. Eva und ich übernehmen den Morgenspaziergang mit Luna und inspizieren den angrenzenden Robinson Club vom Meer aus. Nach einem kurzen Frühstück ist Eva auch schon verschwunden. Mal ist Freddy bei uns mal Eva bei Andreas und Tanja. Bei uns wird die Studie über Kellerasseln, Ameisen und Mistkäfern weiter geführt oder im weichen Sand über den Wali gehüpft, der als Pferd, Wassertier und Hindernis herhalten muss. Bei Tanja und Andreas wird wild gekartelt und der Tag vergeht wie im Flug.

Zum Abendessen soll es Pizza geben, in der Hoffnung, dass Eva mal ordentlich reinhaut. Selbst das Wetter hat es sich nochmals anders überlegt und nach dem ein oder anderen getröpfle am Nachmittag, kommt am frühen Abend doch noch die Sonne richtig raus. Da geht auch der Pizzateig, wie er soll und wir laden kurzerhand Andreas, Tanja und Freddy zum Pizzaessen ein. Schöner kann ein toller Tag eigentlich nicht zu ende gehen, als mit glücklichen Kindern, prall gefüllten Bäuchen nach einer tollen selbstgemachten Pizza und zwei Flaschen Wein.

45 Evas erster Wellenritt

Die Nacht war kurz und mein Schädel brummt, als wider erwarten die Sonne scheint und mal so richtig Gas gibt. Luna schleppt sich nur noch unter den Bus und ist den ganzen Tag für nichts zu motivieren. Wir vertrödeln den Vormittag und genießen alle das wunderbare Wetter. Bei uns vor der Tür ist der Sand zwar wunderbar fein, aber auf den ersten Metern im Wasser sind zahlreiche Steine, die es vor allem Eva schwer machen sich in die Wellen zu stürzen. Etwas weiter draußen wird der Strand nochmal flacher, aber um mit unserem kleinen Brett Bodysurfing zu betreiben, ist es für die Maus einfach zu tief. So stapft sie sauer aus dem Wasser, weil sie es wieder nicht ausprobieren kann. Vor einigen Jahren muss ein wilder Sturm wohl einen Teil der Küste abgerissen haben. Ein Nachbar gibt mir den Tipp es 100 Meter weiter zu probieren und tatsächlich blieb hier die Küste unbeschadet und man kann wunderbar ohne Steine ins Wasser. Also nochmal rein in den Neopren und los geht’s. Sie düst mit der Welle an Strand und strahlt über das ganze Gesicht.

Die dunklen Wolken, die sich über dem Meer zusammen brauen sind Grund genug unsere sieben Sachen einzupacken und uns für die morgige Abreise zu rüsten. Langsam wird es wieder Zeit weiterzuziehen, auch wenn wir die Zeit hier alle sehr genossen haben. Ein letzter Besuch mit unseren Freunden in der Taverne und dann geht’s früh ins Bett.

42 Bilderbuchtag

Der Tag begrüßt uns mit Meeresrauschen, blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Direkt aus dem Bus zu kommen und Sand unter den Füßen zu spüren, ist einfach traumhaft.

Michael hat vormittags noch eine Teams-Session mit der Arbeit, während Eva und ich für die Ameisen und Käfer ein improvisiertes Sandeleimer-Terrarium anlegen und beobachten, wer es den Eimer hoch schafft, wie gut Brot einer Ameise schmeckt und wie der Mistkäfer an einem Stecken den Eimer innen wieder hoch klettern kann. Nebenbei wird Spiegelei mit Speck gefrühstückt, während uns die Sonne die Kälte der letzten Tage aus den Körpern vertreibt.

So geht der Vormittag ins Land und wir genießen in vollen Zügen einen der ersten wenigen Sonnentage.

Doch plötzlich ist Luna, die normalerweise im Halbstundentakt vom Schatten in die Sonne und wieder zurück ihre Liegeplätzchen wechselt, verschwunden. Irgendwann hatte sie die Nase voll, dass keiner mit ihr ins Wasser geht und ist kurzerhand alleine die Düne runter und ne Runde schwimmen gegangen. Anlass für uns, uns endlich in unsere Anzüge zu schwingen, Evas Delphin aufzublasen und ins Meer zu hüpfen.

Auf dem Rückweg vom Mini Market der noch geschlossen war, hört Michael plötzlich einen Schrei und schaut aufs Meer, in dem eine Person wild gestikuliert. Er drückt Eva den Geldbeutel in die Hand mit der Aufforderung direkt zu mir an den Bus zurückzukehren und läuft los. Am Strand stehen bestimmt schon 10 Leute und beobachten die um Hilfe rufende und wild gestikulierende Person. Keiner geht ins Wasser, stattdessen wird diskutiert und zu geschaut. Eva kommt währenddessen zum Bus zurück und erzählt, dass gerade ein Mann ertrinkt, den Papa rettet. Die Dimension ist ihr allerdings nicht bewusst, denn sie meint nur – ist doch egal, Papa ist doch dort, als ich an den Strand renne. Michael rennt ins Wasser, das ihm gerade mal bis zur Brust geht und packt die Frau am Arm. Eigentlich könnte sie sogar noch stehen, aber die Panik vor dem Ertrinken ist so groß, dass sie nur Wasser schluckt und um sich schlägt. Nach wenigen Metern hat Michael sie rausgezogen. Wackelig steht sie auf ihren Beinen während der Umstehenden ihr tatsächlich endlich entgegen gehen. Ihr Mann meint nur „was bist du denn auch so blöd und lässt Du dich so weit abtreiben“ – auch ein Statement.

Dass man zur Hilfe eilt, wenn jemand Hilfe braucht, scheint für uns normal – für die zumeist älteren Leute war die Angst vor dem Wasser und den Steinen wohl zu groß.

Für den späten Nachmittag haben sich Tanja, Andreas und Freddy angekündigt und Eva ist schon ganz heiß darauf, wieder ihren Spielkameraden zu haben. Freddy hingegen hatte schon Sorge, dass Eva jemand anderen zum Spielen gefunden hat. Als die beiden aufeinander treffen, gibt es kein Halten mehr und bis zum Abendessen ist Rambazamba.

Vor dem Abendessen machen Tanja und ich noch einen langen Strandspaziergang mit den Hunden und lassen uns auf einen griechischen Kaffee von einem in den Dünen lebenden Einsiedler einladen.

Ganz romantisch versinkt die Sonne im Meer und Michael und ich genießen den Tagesausklang in unseren Jacken vor dem Bus.

41 Auf zur „bloody Turk“

Ein Stück bewegen Michael und ich uns auf alten Pfaden unserer Motorradreisen nach Griechenland und wollen nach der positiven Erfahrung bei Eleni auch den Platz der „bloody Turkey“ anfahren. Hier zeterte damals ein altes, kleines, schwarz gekleidetes Weibchen permanent schwimpfend am Campingplatz herum und erinnerte an die „bloody Turk“ aus dem Film my big fat greek wedding. Der Platz liegt am ersten Finger der Peloponnes, wo wir auch endlich auf etwas konstanteres Wetter hoffen.

Mit dickem Kopf wachen wir auf, gönnen unserer Maus noch ein Stündchen länger und fangen an, unsere Habseligkeiten einzupacken. Unsere Nachbarn, die noch bis November das süße Nichtstun genießen dürfen, brechen auch heute auf. Am Mittag rollen wir vom Santa Maura Campingplatz, der die 30 € nicht wert ist und nach langem Hin und Her wollen wir keinen Zwischenstopp mehr einlegen, denn die Hälfte der Zeit ist bereits um und auf dem Rückweg wollen wir auch an manchen Orten länger bleiben.

In der Inselhauptstadt Lefkada will Michael endlich zu einem Barber, denn so ein Bart und die Haare wollen ja auch mal gestutzt werden. Beim Weg in den Ort werden wir von drei großen Straßenhunden mit lautem Gebell gestellt, denen Michael mit Luna an der Leine gleich dominant entgegentritt und die sich dann Gott sei Dank verzupfen.

So viel Glück hatten unsere Nachbarn leider nicht, denn ihr Königspudel Marley wird prompt in die Hinterläufe gebissen und muss erst einmal beim örtlichen Veterinär verarztet werden. Gute Besserung Marley!

In den kleinen Gassen zu bummeln und ein wenig zu shoppen, tut auch mal gut und so findet das ein oder andere Andenken noch ein Plätzchen in unserem Bus. Mit dem Haar- und Bartschnitt wird’s leider nichts, dafür wär ein Termin nötig gewesen.

Nach einem lang ersehnten Pitta Gyros muss Käte ran und wir gehen die 3 Stunden zu unserem nächsten Plätzchen in Kastro Killinis an.

Nach einer erneuten Überfahrt über die Drehbrücke, führt uns der Weg durch eine hügelige Landschaft Richtung Autobahn nach Patras. Einmal ohne Schlaglöcher zügig dahin zu brausen hatten ir lange nicht mehr, aber das hat mit 20 € auch seinen Preis. Dazu kommt noch die berühmte und wirklich sehr beeindruckende Charilaos-Trikoups-Brücke mit 20 Euro, die auf 2,5 Kilometerlange die Peloponnes mit dem Festland verbindet.

Wir lassen Patras rechts liegen und die Straße führt uns vorbei an unzähligen Gewächshäusern, in denen Erdbeeren angebaut werden. Als wir zum Einkaufen in ein Örtchen abbiegen, fallen uns unglaublich viele Menschen auf, die nicht griechischer Abstammung waren. Erntehelfer oder Flüchtlinge aus Afghanistan – wir wissen es nicht.

Kurz vor unserem Ziel, dem Camping Melissa – versorgen wir uns beim Metzger mit dem nötigsten und der Gemüsehändler erzählt mir, dass er in seinem ganzen Leben noch nie so einen kalten April und Mai erlebt hat, während die Meteorologen den Griechen einen Sommer mit über 50 Grad vorhersagen, na Prost Mahlzeit!

Am Ziel angekommen finden wir ein Plätzchen in der ersten Reihe mit direktem Blick auf den wunderschönen feinen Sandstrand. Nach einem kurzen Abendessen, in dem klar wird dass Eva definitiv zu wenig Schlaf abbekommen hat, bringen wir unser entnervtes Kind ins Bett, strecken die Füße in kalten Sand und kommen an.

40 Spielen satt

Mittwoch, 10. Mai: Spielen satt

Bereits beim Frühstück schielt Eva schon nach ihrem neuen Freund und als Fredy mit seinem Laufrad los düst, gibt es kein halten mehr. Die beiden spielen den ganzen Tag zusammen, brauchen nicht viel, sammeln Gras für ihre Kühe und Pferde, müssen Stallarbeit verrichten und verbünden sich prompt gegen ein weiteres Kind am Campingplatz. Dazwischen gibt es den ein oder anderen Laufradunfall, einen verbogenen Finger beim Fußball, einen aufgeschürften Ellbogen aber ganz viel Freude und Kindergeschrei. Am Nachmittag machen sich die beiden Väter mit ihren Kindern zum Tretbootfahren auf und Eva nutzt die Gelegenheit gleich mal für eine kleine Abkühlung im Meer. Wir „Muttis“ sitzen gemütlich vorm Bus und ratschen – Camperherz was willst Du mehr und der Frustanfall vom Vortag ist verflogen.

Fürs Abendessen bleibt bei all dem Spiel kaum Zeit und ein letztes gemeinsames UNO Spiel leitet den Feierabend ein. Eva macht aber vor lauter aufgekratzt sein bis halb zwölf kein Auge zu, während wir mit Andreas und Tanja vorm Bus sitzen, Wein, Tsipouro und Ouzo ganz gut laufen und wir über Reisen, das Leben und unsere Kinder philosophieren.

39 Einfach Wir

Dienstag, 09. Mai

Das Wetter ist mal wieder durchwachsen und lädt nicht wirklich zum Baden ein. Also was tun? Zuerst säckeln wir ein wenig rum, lassen uns Zeit mit dem Frühstück und beschließen mittags ein wenig die Gegend zu erkunden. Also die Straße hoch geschnauft, die gefühlt 15% Steigung hat. Oben angekommen wartet ein kleines Café auf uns, das nach dieser Anstrengung genau am richtigen Platz liegt. Wunderschön um einen alten Olivenbaum platziert, stehen zahlreiche Tischchen und eine Hollywoodschaukel lädt zum Verweilen ein. Ein idealer Platz für einen Apérol-Sprizz und einen frisch gepressten Orangensaft. Wir lassen die Seele baumeln, schießen zahlreiche Fotos und haben einen schönen Blick auf die Bucht, in der die Segelschiffe an ihren Bojen vor sich hin dümpeln. Als die Rechnung kam, trifft uns jedoch fast der Blitz bei stolzen 24 €.

Unsere kleine Wanderung führt uns weiter die Straße lang mit dem Ziel in den kleinen Ort zu gelangen. Doch auch ein kleines Picknick hilft nicht, um uns bis dahin durchzuquälen. Es ist drückend und die Straße führt immer weiter weg vom Meer und nachdem Eva bereits mehr als gelangweilt ist und Luna hechelt, wie eine Wilde, drehen wir um. Um die Stimmung aufzuheitern, hilft nur ein kleiner Kurs in Botanik und als Michael wilde Minze entdeckt, treibt es Eva voran bei dem Gedanken an selbst gemachte Limonade.

Wieder zurück am Platz, zupfen und drücken wir die Blätter, stibitzen frische Zitronen und machen uns unsere Limonade. Zum ersten mal in all den Wochen, vermisst Eva ihr zu Hause und bei uns schleicht sich der Frust ein, weil das Wetter nicht so will, wie wir das wollen.

Als am späten Nachmittag ein Wohnmobil den Platz direkt oberhalb von uns einnimmt, schauen wir wie immer grimmig, denn die unmittelbare Nähe von anderen Campern ist uns ein Graus, als ein kleiner Junge sein Laufrad auspackt und Eva sich auf ihr Radl schwingt. Die beiden heizen in einem Affenzahn über den Platz, fahren um die Wette und haben jede Menge Spaß zusammen. Freddy ist 4,5 Jahre alt und ohne den Namen zu kennen, ihr neuer bester Freund. Ziemlich schnell wird klar, dass es ihr wohl in den letzten Tagen ziemlich gefehlt haben muss, sich mal ordentlich auszupowern.

Nach einen kurzen Grillabend fällt die Motte ins Bett und wir haben Zeit für uns – Freddy sei Dank!