38 Die Drehbrücke

Der Himmel ist ziemlich wolkenverhangen, das Meer liegt da wie ein Brett, während wir bei der ersten Tasse Kaffee einem Fischschwarm beim Hüpfen zuschauen. Nur blöd, dass die Angel im Bus ist. So sorgt Eva für Unterhaltung mit einem Tänzchen im Nachthemd und wir genießen die Einsamkeit und den Moment, bevor ich mich mit ihr zusammen in die eiskalten Fluten stürzen muss – versprochen ist versprochen.

Wir packen unsere sieben Sachen und machen uns auf zu einer Apotheke, um meine Ohrentröpfchen abzuholen. Auf dem Weg kommen wir am rettenden Lidl vorbei und unser Kind bekommt endlich was Anständiges zum Essen, außer Gurke, Paprika, Nudeln, Tsatsiki und Pommes – eine Packung Nürnberger Rostbratwürstel. Lefkada ist nicht weit. Nach kurzer Fahrt überqueren wir eine sehr interessante Brücke und halten bei weiterhin trübem Wetter an einem Straßenimbiss für eine Fanta und einen Frappé. Neugierig beobachten wir, wie die Brücke an beiden Enden die Rampen hochzieht und sich plötzlich nach mehreren Signaltönen komplett dreht um statt Autos über die Brücke, Segelboote durch den Kanal in den Hafen fahren zu lassen.

 Unsere Fahrt geht weiter über die Insel zu einem Freisteh-Hotspot, den uns unser Griechenland-Führer empfohlen hat. Noch bevor Michael den Motor von Käte zum Stillstand bringt, ist klar, dass wir hier nicht bleiben wollen. Die Bucht ist zwar schön, aber viel zu touristisch. Der Anblick von zahlreiche Strandliegen und etlichen Campervans treiben uns weiter und wir machen uns auf zu einem der wenigen Campingplätze.

Nach einer weiteren dreiviertel Stunde erreichen wir eine kleine Bucht mit zwei Campingplätzen. Die Entscheidung für einen Platz wird uns direkt von einem Typen auf dem Roller abgenommen, der uns zu seinem Platz lotst. Der Strand ist mau, das Wetter auch, dafür sind die Stellplätze sehr schön und wir richten uns erst einmal gemütlich ein. Eva bekommt ihre Nürnberger Rostbratwürstel und als absolutes Highlight endlich Kinoabend mit „Anna und die wilden Tiere“ und einer großen Schüssel Popcorn, umgeben von Blink-Glühwürmchen. Für uns geht der Abend mit dem Nachholen unserer Blog-Einträge und griechischem Rotwein aus dem 2,5 l. Plastik-Kanister auch langsam seinem Ende entgegen.

37 Abschied von Eleni

Sonntag, 07. Mai 2023

Käte ist bereits am Vorabend weitestgehend für die Abreise vorbereitet worden, nur noch Tisch und Stühle müssen rein. Trotzdem brauchen wir bis Mittag, bevor wir nach herzlichem Abschied unseren Campingplatz verlassen. Nicht, ohne wieder mit Wein für die Weiterreise versorgt zu werden. Erstaunlich ist wirklich, dass der Platz auch ca. 15 Jahre später nichts an Charme verloren hat. Alles ist sehr gepflegt, das Essen ist sensationell und die Besitzer sind noch immer freundlich wie eh und je. Aber es zieht uns nun mal weiter!

Wir kommen gerade mal magere 20 km weiter und legen einen kleinen Strandspaziergang ein, weil uns eine Bucht mit kristallklarem Wasser begeistert – wer braucht da die Karibik, wenn er Parga haben kann? Hier scheint die Saison schon langsam anzulaufen und die meisten Sonnenschirme am Strand sind bereits aufgebaut und auch relativ gut besucht. Für alle nicht Camper und partyfreudigen Menschen ein wahrer Traum.

Wir gönnen uns einen Frappé und genießen den Ausblick bei chilliger Musik. Eva gibt uns wieder eines Ihrer „Konzerte“ und Luna genießt Ihren Mittagsschlaf. Nur schweren Herzens verabschieden wir uns von der tollen Bar – dem Cape North West – die unserem immerwährenden Traum von einem eigenen Laden schon sehr nahekommt.

Wir rüsten am Straßenrand unsere Bestände mit frischem Obst und Olivenöl auf und bei einem Supermarkt gönnt Eva sich einen aufblasbaren Delphin von ihrem Ersparten, uns bleibt nur Bier und Wein. Unser eigentliches Ziel war die kleine vorgelagerte Insel Lefkada, doch nach einem Abstecher nach rechts entdecken wir eine kilometerlange Bucht, an der wir ein schönes Stellplätzchen finden. So langsam leert sich der Strand und die wenigen Einheimischen überlassen uns nahezu allein das schöne Fleckchen. Der Delphin wird natürlich gleich ausprobiert und nach einem ausgiebigen Ritt dümpeln wir noch etwas am Strand. Blöd nur, dass Eva mir den kleinen Kies auf den Rücken streut, von dem leider auch zwei Körnchen den Weg in mein rechtes Ohr finden. Wir spülen mit Wasser, ich hüpfe und lege den Kopf schief, aber das Ohr bleibt dicht.

Also Sachen gepackt und ab ins örtliche Krankenhaus, bei aufgeheizter Stimmung. Zwar gibt es keine Wartezeiten in der Notaufnahme, aber der Unterschied zu unserem Gesundheitssystem wird in der Ausstattung des örtlichen Hospitals ziemlich schnell deutlich. Die Steinchen werden abgesaugt und nach 30 Minuten können wir wieder zurück an unseren Strand. Wir kommen an Nikopolis vorbei, einer Ausgrabungsstätte, die uns schon im Vorbeifahren ziemlich beeindruckt. Im Nachhinein lesen wir, dass Nikopolis schon 60 v. Chr. gegründet wurde und in seiner Blüte mehr Einwohner als Augsburg heute hatte. Allerdings können wir weder Eva noch Luna begeistern, alte Steine zu besichtigen. Stattdessen gibt es Spaghetti mit Pesto und ab in die Falle, umringt von Blinkwürmchen, die uns fast jeden Abend erfreuen sowie dem Meeresrauschen und dem Gequake der Frösche.

36 Käte wird ordentlich rausgeputzt

Wieder empfängt uns Hellas mit Sonnenschein. Schon früh am Morgen geht Michael zum Angeln. Aber wie bereits die Angeltage des Urlaubs zuvor kommt er ohne Beute heim. Diesmal jedoch auch ohne seinen Lieblings-Wobbler. Immerhin hat ihm den ein Fisch abgerissen – sagt er zumindest. Egal – die Taverne hat sicher was zu Essen für uns. Die vielen Tage Schlamm, haben auch bei Käte Spuren hinterlassen. Während Eva mit einem kleinen Jungen zusammen Gräben am Strand zieht und Kiesburgen baut, stellen wir unser zu Hause auf den Kopf. Das Wetter hat uns zum Frühjahrsputz animiert und wir sind optimistisch, dass nun endlich das schlechte und unbeständige Wetter der Vergangenheit angehört. So wird auch unsere Robe von Frühjahr oder besser Winter auf Sommer umgestellt, die Betten frisch überzogen und ordentlich raus geputzt. Zwischendrin ein kleiner Schwumm im Meer, das heute daliegt wie ein Brett und Eva die Scheu vor den Wellen nimmt. Michael und Eva drehen eine kleine Runde mit Luna und kommen aufgeregt wieder zurück – im Nachbarsgrundstück stand ein Eber hinter dem Zaun – beide im guten Glauben, dass es sich um ein Wildgehege handelt. Denkste Herzchen – als ich am Nachmittag mein Hunderündchen drehe und auf die kleine Zufahrtsstraße nach rechts abbiege, steht keine 50 Meter entfernt eine Wildsau vor mir. Wir schauen uns beide irritiert an und Luna und ich ziehen uns langsam wieder in den Campingplatz zurück. Die nächsten Gassi Runden übernimmt Michael als wahrer Gentlemen 😊

Eva spielt den ganzen Tag mit anderen Kindern und abends ist sie so durch, dass mal wieder ein kräftiges SCHEISSE über den Campingplatz tönt und sie sich wütend und heulend in den Bus verzieht. Die ganzen Erlebnisse müssen auch erst einmal verdaut werden.

35 Sonne satt

Freitag, 05. Mai 2023

Wir wachen am nächsten morgen auf und tatsächlich scheint die Sonne und kein Wölkchen ist zu sehen. Zuerst wird umgeparkt, denn vom Schlamm haben wir mega die Nase voll und dann werfen Eva und ich uns in unsere Neoprens und ab ins Meer. Endlich können wir auch im Bikini am Strand liegen und die Sonne wärmt uns gemütlich. Luna dreht voller Begeisterung ihre „gspinnerten“ Runden und mir geht die Seele auf bei so viel Lebensfreude. Trotz kleinem Kies lässt sich eine Sandburg bauen und Eva ist happy – was wollen wir mehr. Wir richten uns gemütlich ein und freuen uns auf das legendäre Bifteki mit Schafskäse und Eva entdeckt Tsatsiki für sich und nachdem wir mittlerweile Ketchup und Mayo an Bord haben, sind auch die griechischen Patates eine Alternative zu Pommes. Michael lädt noch mit einigen Hindernissen die letzten Beiträge hoch, nachdem das WLAN ständig zickt, trinkt dazu noch Rotwein, Tsipouro und macht als letzter in der Taverne das Licht aus, zum Fotografieren sind wir vor lauter Faulenzen fast nicht gekommen.

34 Nase voll, ab nach Griechenland

Donnerstag, 04. Mai 2023

Ein morgentlicher Strandspaziergang mit Luna, hält uns auch nicht mehr von unserem Reisedrang ab. Wir wollen in Hellas als erstes zu Eleni, deren Campingplatz wir schon vor gut 15 Jahren einmal besucht haben, wo wir superfreundlich empfangen wurden, auf dem Heimweg damals unbedingt noch mal vorbeikommen mussten, damit sie uns Wein für zuhause mitgeben konnten.

Allerdings sind wir uns nicht sicher, welcher Platz es war, aber egal. Wir packen ein, versuchen uns und unser Hab und Gut wie Stühle, Tisch und Außenküche einigermaßen vom Schlamm zu befreien. Ehrlich schwierig, nachdem wir direkt vor Kätes Eingang eine 5cm dicke braune Schlammschicht haben.

Für unser Schlammloch bezahlen wir umgerechnet 18 € pro Nacht – ok, für das Wetter und die vielen Mücken, die Eva total verstochen haben, können sie ja nichts hier, aber das war er für Vorsaison echt nicht wert. Mit griechischer Musik geht es wieder einmal bergauf und bergab gen Igoumenitsa, vorbei an malerischen Buchten mit Traumstränden und herrlich blauem Meer, leider mit Regenwolken in Sichtweite.

Kurz vor der Grenze versuchen wir unsere letzten albanischen Lek auszugeben. Eva will schon seit zwei Tagen ein Eis, wir wollen noch einen Kaffee – das passt ja. In einem Örtchen halten wir an, Eva stolziert mit Ihren 500 Lek Finderlohn von Michael in den Supermarkt, inspiziert alles, findet aber nicht wirklich etwas, was sie dafür kaufen könnte, also bleibt es bei einem Eis, einem kleinen Päckchen Gummibären in Delphin-Form und einem Päckchen Kaugummis. Immerhin bekommt Sie noch ein Päckchen Kaugummis mit Wassermelonen-Geschmack geschenkt. Wir dagegen gönnen uns, obwohl noch auf albanischer Seite, einen Frappé den wir hier bereits auf Griechisch („dio frappe metrio me gala“) bestellen können. Wir sind auch froh, dass wir uns jetzt mit „efharisto“ bedanken können, statt mit dem albanischen „faleminderit“, dass wir immer falsch betont hatten, statt „falemin-derit“ haben wir es immer – typisch deutsch – in einem Zug als „faleminderit“ ausgesprochen. Auf dem Rückweg zum Auto fällt uns an Käte ein besonderes Schmuckstück auf. Außen an der Winschutzscheibe lehnt immer noch die Weinkaraffe vom Vorabend, die wir vergessen haben zurückzugeben. Ein Wunder, dass die bei dem geschauckel und geholpere der letzten Stunden überlebt hat und auch noch da liegt, wo Michael sie abgelegt hatte.

Obwohl es eine der Hauptrouten zwischen Albanien und Griechenland ist, ist der Weg zur Grenze und der Grenzübergang an sich sehr spartanisch und nicht wirklich frequentiert. Albanien lässt uns, ohne wirklich von uns Notiz zu nehmen, ausreisen und am griechischen Grenzposten geht es uns genauso. Warum auch immer, es fühlt sich an wie heimkommen.

In Igoumenitsa hat Michael einen Händler für Camping-Bedarf ausgemacht, um endlich den nicht mehr so astreinen Gasschlauch für unseren Enders-Herd zu ersetzen. Wir fahren also in Richtung Händler durch eine Baustelle und bei einem wirklich heftigen Schlagloch gehen plötzlich die Warnmeldungen von Käte an, der Motor verliert an Leistung und wir können gerade noch mit der Restgeschwindigkeit in eine Seitenstraße abbiegen, dann bleibt Käte liegen. Der Warnblinker ist von allein angegangen, die Innenraumbeleuchtung, Standlicht, etc. ist an und die Motorwarnleuchte ist auf Dauerorange. Im Display steht die Meldung, dass der Kraftstoffsperrschalter ausgelöst hat. Michael konsultiert das Handbuch, kontrolliert, ob Kraftstoff ausläuft und sucht verzweifelt den Schalter im Fußraum des Beifahrers. Leider vergebens. Nach einem Anruf beim Fiat-Händler in Deutschland und weiteren bangen Minuten der Suche bei strömendem Regen und offenen Türen findet er schließlich den Schalter. Leider zeigt Käte immer noch an, dass der Motor überprüft werden muss, aber immerhin, sie springt wieder an.

Google sei Dank finden wir in nicht ganz 2 km Entfernung einen FIAT-Service und fahren äußerst vorsichtig zu der Werkstatt, die uns sofort sehr hilfsbereit aufnimmt. Der Fehlerspeicher wird ausgelesen, während der Mechaniker gefühlt mit einem anderen Kunden seine Lebensgeschichte austauscht. Gut 10 Minuten Hoffen und Bangen vergehen, dann kommt der Mechaniker. Durch den Wahnsinns Aufprall hat die Dieselpumpe Druckverlust angezeigt, jetzt wurde der Fehlerspeicher gelöscht und wir sollen weiterfahren und es beobachten, aber sonst gibt es kein Problem. Aufatmen ist erst mal angesagt. Wie auf rohen Eiern schleichen wir wieder zurück auf unsere Route, vorbei am Fährhafen von Igoumenitsa, bei jedem Schlagloch und bei jedem Huggel auf der Straße den Atem anhaltend. Aber Käte scheint es gut weggesteckt zu haben.

Wir machen uns auf, die Küste entlang gen Süden, um unseren Campingplatz von damals zu finden. Heißer Favorit ist Camping „Elena“, naheliegend, dass Eleni hier die Besitzerin ist. Aber ziemlich schnell stellen wir fest, dass das nicht unser Platz gewesen sein kann, dann bleibt nur noch Camping „Sofas“ und tatsächlich, es ist der Platz von damals. Mal wieder bei strömendem Regen suchen wir uns einen Stellplatz, Michael ackert den Platz mit den Grobstollenreifen auf, irgendwann geben wir es auf und stellen uns eben in Schräglage hin. Alles egal, wir sind, wo wir sein wollten, auch wenn wir für die nicht ganz 100 KM mal wieder in Summe 7 h im Auto saßen.

Am Abend gehen wir ziemlich platt ins Restaurant. Die Fahrt, das Wetter und v.a. der Schock mit Käte hängen uns noch in den Gliedern. Michael isst das obligatorische Kotelett mit Patates, Sanne frittierte Sardinen, dazu gibt es Tsatsiki und Brot und für Eva einen Räuber-Teller. Die Zeit vertreiben wir uns mit Uno spielen. Satt, von Wein und Tsipouro etwas angeheitert, lassen wir den Abend ausklingen und freuen uns auf den für morgen angekündigten Sonnenschein, der am Abend schon kurz bei Sonnenuntergang auf sich aufmerksam macht.

33 Regen, nichts als Regen

Mittwoch, 03. Mai 2023

Am Vormittag lässt sich kurz die Sonne blicken, aber dann sitzen wir wieder im Bus oder beim Karteln in der Kneipe. So langsam fällt auch unserem Fräulein Sonnenschein die Decke auf den Kopf und wir haben vom Frieren, dem Regen und den Bergen alle die Nase voll, aber es hilft ja nichts. Wir warten einen Schauer nach dem anderen ab und am späten Nachmittag ist wenigstens ein Strandspaziergang bei Sonnenschein möglich. Könnte ganz nett sein hier in der Bucht, aber der Entschluss steht – morgen geht’s ab nach Griechenland, in der Hoffnung auf besseres Wetter und süßes Nichtstun.

32 Berat – aber jetzt

Dienstag, 02. Mai 2023

Der nächste Morgen beginnt wolkenverhangen, doch uns egal – heute ist endlich Berat dran 😊 Die Strecke dorthin führt uns durch sehr fruchtbares Land, vorbei an zahlreichen Gewächshäusern. Erstaunlicherweise passieren wir auch sehr viele kleine Pferdekopfpumpen, die der Erdölgewinnung dienen und mal hier, mal dort in Vorgärten oder auf dem platten Land stehen. Dementsprechend ist auch der Geruch! Immer wieder sehen wir unzählige große Tanks, die allerdings eher alt und verrostet, als sonderlich vertrauenserweckend wirken.

Hier in Albanien gibt es ständig Plastikblumenverkaufsstände, die in eher grellen Farben zum Blumenkauf verführen sollen – wir haben bis dato noch nicht zugeschlagen, dabei sollen sie vor Unheil schützen, genauso wie die riesigen hässlichen Teddybären, die teilweise an den Türen hängen

Als wir endlich Berat erreichen, hält sich die Begeisterung in Grenzen. Es fängt an zu Tröpfeln, die 1000 Fenster an denen wir auf der Parkplatzsuche vorbei fahren, blicken uns trübe entgegen und die Stimmung ist frustriert. Bei einem kurzen Café-Stopp sind wir uns alle einig – auf Berat haben wir zwar lange gewartet, aber jetzt kann es uns gestohlen bleiben. Wir wollen Strand und schönes Wetter und es wird klar – wir haben alle die Nase voll von Bergauf und ab!

Typisch Sprahns – da fahren wir einmal quer durchs Land, durch irgendwelche Nationalparks, durch eine nie enden wollende Berglandschaft, um uns das UNESO Weltkulturerbe „Berat, die Stadt der tausend Fenster“ anzuschauen und geben stattdessen die Sporen. Auch die geplante Wanderung durch die traumhaft schöne Osumschlucht, 60 km von Berat entfernt, mach bei diesem Wetter keinen Sinn, denn der Regen wird immer stärker. Was für ein Mist.

Unser Ziel ist Himare, dort wurde uns ein vermeintlich schönes Plätzchen empfohlen. Auf dem Weg dorthin wird uns ziemlich schnell klar, dass die Rundstrecke durch Tepelene, die Termalquellen bei Permet, das alte osmanische Städtchen Gjirokaster, der Blue-Eye in Syri i Kalter und die historische Brutrint in diesem Urlaub nicht mehr werden. Raus aus den Bergen, ab an den Strand und dem immer lauter werden Ruf Griechenlands gefolgt, ab Richtung Süden.

Doch bevor wir uns nur annähernd unserem Ziel nähern, wartet ein neuer Bergpass auf uns. Mit dem Motorrad und bei Sonnenschein sicherlich ein wahrer Genuss, für uns nur noch nervig. Die Wolken hängen tief, das Meer lässt sich nur unter uns erahnen. Als wir unser Ziel erreichen, wird die Straße neu betoniert (richtig, nicht asphaltiert!) und wir kommen nur auf Umwegen an unseren Platz. Der ist klein, die Stellplätze zwar schön aber fast alle schon im Matsch. Als auch noch Evas Nudeln nach Chlor riechen und schmecken ist die Stimmung am Siedepunkt.

31 Und weiter geht’s

Montag, 01. Mai 2023

Wir erwachen mit dem Gegackere der Hühner um uns herum. Eva ist ziemlich derbröselt und auch uns hängt die Fahrerei bis tief in die Nacht noch in den Knochen. Doch hier zu bleiben ist für uns keine Alternative. Der Platz, Camping Dajti, ist nett und wird auf Grund der Nähe zu Tiirana gerne für Stadtbesichtigungen als Ausgangspunkt genutzt. Zwar findet Eva die kleinen Küken und Enten super spannend, wir sind aber mehr damit beschäftigt, Luna davon abzuhalten die Überbleibsel der Selbigen zu vertilgen. Also aufgesattelt und los!

Schnell wird klar, dass Berat zwar immer noch ein Ziel ist, aber nicht für heute. Wir quälen uns durch den Verkehr von Tirana, das sicherlich mal ein separate Reise wert ist, aber nicht mit Kind und Hund. Hier trifft Arm auf Reich, Dreck und Müll auf schicke Geschäfte und um die Stadt wirklich zu erkunden, muss man sich darauf einlassen. Dann eben ein andermal!

Nach einem kurzen Autobahnvergnügen kommen wir heute tatsächlich in Elbasan an, biegen ab Richtung Berat und steuern einen kleinen Stellplatz bei einem Restaurant mit Fischzucht an. Hier wollen wir eine kleine Zwischenetappe einlegen, um unsere Mäuse nicht zu überfordern. Es gibt frischen Fisch, gebraten und aus dem Backofen, Salat und Pommes. Mittlerweile haben wir für Eva auch immer Mayo und Ketchup dabei, das scheint hier weniger üblich zu sein, aber was tut man nicht alles für den Familienfrieden.

Wir drehen eine kleine Hunderunde und begegnen mal wieder den überall präsenten Straßenhunden. Einer lebt angekettet in einem ausrangierten Auto, der andere auf dem dazugehörigen Schrottplatz – wahrlich kein Hundeleben nach unserem Geschmack!

So vertrödeln wir den Tag bei dunklen Wolken, genießen die Zeit und lassen die Seele ein wenig baumeln. Am Abend sitzt Michael noch lange vor dem Restaurant, um die Bilder und Berichte hochzuladen und erlebt noch sein ganz persönliches Fischerlebnis mit dem Eigentürmer, der seinem „my friend“ mal einen Riesenfang präsentiert.