42 Bilderbuchtag

Der Tag begrüßt uns mit Meeresrauschen, blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Direkt aus dem Bus zu kommen und Sand unter den Füßen zu spüren, ist einfach traumhaft.

Michael hat vormittags noch eine Teams-Session mit der Arbeit, während Eva und ich für die Ameisen und Käfer ein improvisiertes Sandeleimer-Terrarium anlegen und beobachten, wer es den Eimer hoch schafft, wie gut Brot einer Ameise schmeckt und wie der Mistkäfer an einem Stecken den Eimer innen wieder hoch klettern kann. Nebenbei wird Spiegelei mit Speck gefrühstückt, während uns die Sonne die Kälte der letzten Tage aus den Körpern vertreibt.

So geht der Vormittag ins Land und wir genießen in vollen Zügen einen der ersten wenigen Sonnentage.

Doch plötzlich ist Luna, die normalerweise im Halbstundentakt vom Schatten in die Sonne und wieder zurück ihre Liegeplätzchen wechselt, verschwunden. Irgendwann hatte sie die Nase voll, dass keiner mit ihr ins Wasser geht und ist kurzerhand alleine die Düne runter und ne Runde schwimmen gegangen. Anlass für uns, uns endlich in unsere Anzüge zu schwingen, Evas Delphin aufzublasen und ins Meer zu hüpfen.

Auf dem Rückweg vom Mini Market der noch geschlossen war, hört Michael plötzlich einen Schrei und schaut aufs Meer, in dem eine Person wild gestikuliert. Er drückt Eva den Geldbeutel in die Hand mit der Aufforderung direkt zu mir an den Bus zurückzukehren und läuft los. Am Strand stehen bestimmt schon 10 Leute und beobachten die um Hilfe rufende und wild gestikulierende Person. Keiner geht ins Wasser, stattdessen wird diskutiert und zu geschaut. Eva kommt währenddessen zum Bus zurück und erzählt, dass gerade ein Mann ertrinkt, den Papa rettet. Die Dimension ist ihr allerdings nicht bewusst, denn sie meint nur – ist doch egal, Papa ist doch dort, als ich an den Strand renne. Michael rennt ins Wasser, das ihm gerade mal bis zur Brust geht und packt die Frau am Arm. Eigentlich könnte sie sogar noch stehen, aber die Panik vor dem Ertrinken ist so groß, dass sie nur Wasser schluckt und um sich schlägt. Nach wenigen Metern hat Michael sie rausgezogen. Wackelig steht sie auf ihren Beinen während der Umstehenden ihr tatsächlich endlich entgegen gehen. Ihr Mann meint nur „was bist du denn auch so blöd und lässt Du dich so weit abtreiben“ – auch ein Statement.

Dass man zur Hilfe eilt, wenn jemand Hilfe braucht, scheint für uns normal – für die zumeist älteren Leute war die Angst vor dem Wasser und den Steinen wohl zu groß.

Für den späten Nachmittag haben sich Tanja, Andreas und Freddy angekündigt und Eva ist schon ganz heiß darauf, wieder ihren Spielkameraden zu haben. Freddy hingegen hatte schon Sorge, dass Eva jemand anderen zum Spielen gefunden hat. Als die beiden aufeinander treffen, gibt es kein Halten mehr und bis zum Abendessen ist Rambazamba.

Vor dem Abendessen machen Tanja und ich noch einen langen Strandspaziergang mit den Hunden und lassen uns auf einen griechischen Kaffee von einem in den Dünen lebenden Einsiedler einladen.

Ganz romantisch versinkt die Sonne im Meer und Michael und ich genießen den Tagesausklang in unseren Jacken vor dem Bus.

41 Auf zur „bloody Turk“

Ein Stück bewegen Michael und ich uns auf alten Pfaden unserer Motorradreisen nach Griechenland und wollen nach der positiven Erfahrung bei Eleni auch den Platz der „bloody Turkey“ anfahren. Hier zeterte damals ein altes, kleines, schwarz gekleidetes Weibchen permanent schwimpfend am Campingplatz herum und erinnerte an die „bloody Turk“ aus dem Film my big fat greek wedding. Der Platz liegt am ersten Finger der Peloponnes, wo wir auch endlich auf etwas konstanteres Wetter hoffen.

Mit dickem Kopf wachen wir auf, gönnen unserer Maus noch ein Stündchen länger und fangen an, unsere Habseligkeiten einzupacken. Unsere Nachbarn, die noch bis November das süße Nichtstun genießen dürfen, brechen auch heute auf. Am Mittag rollen wir vom Santa Maura Campingplatz, der die 30 € nicht wert ist und nach langem Hin und Her wollen wir keinen Zwischenstopp mehr einlegen, denn die Hälfte der Zeit ist bereits um und auf dem Rückweg wollen wir auch an manchen Orten länger bleiben.

In der Inselhauptstadt Lefkada will Michael endlich zu einem Barber, denn so ein Bart und die Haare wollen ja auch mal gestutzt werden. Beim Weg in den Ort werden wir von drei großen Straßenhunden mit lautem Gebell gestellt, denen Michael mit Luna an der Leine gleich dominant entgegentritt und die sich dann Gott sei Dank verzupfen.

So viel Glück hatten unsere Nachbarn leider nicht, denn ihr Königspudel Marley wird prompt in die Hinterläufe gebissen und muss erst einmal beim örtlichen Veterinär verarztet werden. Gute Besserung Marley!

In den kleinen Gassen zu bummeln und ein wenig zu shoppen, tut auch mal gut und so findet das ein oder andere Andenken noch ein Plätzchen in unserem Bus. Mit dem Haar- und Bartschnitt wird’s leider nichts, dafür wär ein Termin nötig gewesen.

Nach einem lang ersehnten Pitta Gyros muss Käte ran und wir gehen die 3 Stunden zu unserem nächsten Plätzchen in Kastro Killinis an.

Nach einer erneuten Überfahrt über die Drehbrücke, führt uns der Weg durch eine hügelige Landschaft Richtung Autobahn nach Patras. Einmal ohne Schlaglöcher zügig dahin zu brausen hatten ir lange nicht mehr, aber das hat mit 20 € auch seinen Preis. Dazu kommt noch die berühmte und wirklich sehr beeindruckende Charilaos-Trikoups-Brücke mit 20 Euro, die auf 2,5 Kilometerlange die Peloponnes mit dem Festland verbindet.

Wir lassen Patras rechts liegen und die Straße führt uns vorbei an unzähligen Gewächshäusern, in denen Erdbeeren angebaut werden. Als wir zum Einkaufen in ein Örtchen abbiegen, fallen uns unglaublich viele Menschen auf, die nicht griechischer Abstammung waren. Erntehelfer oder Flüchtlinge aus Afghanistan – wir wissen es nicht.

Kurz vor unserem Ziel, dem Camping Melissa – versorgen wir uns beim Metzger mit dem nötigsten und der Gemüsehändler erzählt mir, dass er in seinem ganzen Leben noch nie so einen kalten April und Mai erlebt hat, während die Meteorologen den Griechen einen Sommer mit über 50 Grad vorhersagen, na Prost Mahlzeit!

Am Ziel angekommen finden wir ein Plätzchen in der ersten Reihe mit direktem Blick auf den wunderschönen feinen Sandstrand. Nach einem kurzen Abendessen, in dem klar wird dass Eva definitiv zu wenig Schlaf abbekommen hat, bringen wir unser entnervtes Kind ins Bett, strecken die Füße in kalten Sand und kommen an.

40 Spielen satt

Mittwoch, 10. Mai: Spielen satt

Bereits beim Frühstück schielt Eva schon nach ihrem neuen Freund und als Fredy mit seinem Laufrad los düst, gibt es kein halten mehr. Die beiden spielen den ganzen Tag zusammen, brauchen nicht viel, sammeln Gras für ihre Kühe und Pferde, müssen Stallarbeit verrichten und verbünden sich prompt gegen ein weiteres Kind am Campingplatz. Dazwischen gibt es den ein oder anderen Laufradunfall, einen verbogenen Finger beim Fußball, einen aufgeschürften Ellbogen aber ganz viel Freude und Kindergeschrei. Am Nachmittag machen sich die beiden Väter mit ihren Kindern zum Tretbootfahren auf und Eva nutzt die Gelegenheit gleich mal für eine kleine Abkühlung im Meer. Wir „Muttis“ sitzen gemütlich vorm Bus und ratschen – Camperherz was willst Du mehr und der Frustanfall vom Vortag ist verflogen.

Fürs Abendessen bleibt bei all dem Spiel kaum Zeit und ein letztes gemeinsames UNO Spiel leitet den Feierabend ein. Eva macht aber vor lauter aufgekratzt sein bis halb zwölf kein Auge zu, während wir mit Andreas und Tanja vorm Bus sitzen, Wein, Tsipouro und Ouzo ganz gut laufen und wir über Reisen, das Leben und unsere Kinder philosophieren.

39 Einfach Wir

Dienstag, 09. Mai

Das Wetter ist mal wieder durchwachsen und lädt nicht wirklich zum Baden ein. Also was tun? Zuerst säckeln wir ein wenig rum, lassen uns Zeit mit dem Frühstück und beschließen mittags ein wenig die Gegend zu erkunden. Also die Straße hoch geschnauft, die gefühlt 15% Steigung hat. Oben angekommen wartet ein kleines Café auf uns, das nach dieser Anstrengung genau am richtigen Platz liegt. Wunderschön um einen alten Olivenbaum platziert, stehen zahlreiche Tischchen und eine Hollywoodschaukel lädt zum Verweilen ein. Ein idealer Platz für einen Apérol-Sprizz und einen frisch gepressten Orangensaft. Wir lassen die Seele baumeln, schießen zahlreiche Fotos und haben einen schönen Blick auf die Bucht, in der die Segelschiffe an ihren Bojen vor sich hin dümpeln. Als die Rechnung kam, trifft uns jedoch fast der Blitz bei stolzen 24 €.

Unsere kleine Wanderung führt uns weiter die Straße lang mit dem Ziel in den kleinen Ort zu gelangen. Doch auch ein kleines Picknick hilft nicht, um uns bis dahin durchzuquälen. Es ist drückend und die Straße führt immer weiter weg vom Meer und nachdem Eva bereits mehr als gelangweilt ist und Luna hechelt, wie eine Wilde, drehen wir um. Um die Stimmung aufzuheitern, hilft nur ein kleiner Kurs in Botanik und als Michael wilde Minze entdeckt, treibt es Eva voran bei dem Gedanken an selbst gemachte Limonade.

Wieder zurück am Platz, zupfen und drücken wir die Blätter, stibitzen frische Zitronen und machen uns unsere Limonade. Zum ersten mal in all den Wochen, vermisst Eva ihr zu Hause und bei uns schleicht sich der Frust ein, weil das Wetter nicht so will, wie wir das wollen.

Als am späten Nachmittag ein Wohnmobil den Platz direkt oberhalb von uns einnimmt, schauen wir wie immer grimmig, denn die unmittelbare Nähe von anderen Campern ist uns ein Graus, als ein kleiner Junge sein Laufrad auspackt und Eva sich auf ihr Radl schwingt. Die beiden heizen in einem Affenzahn über den Platz, fahren um die Wette und haben jede Menge Spaß zusammen. Freddy ist 4,5 Jahre alt und ohne den Namen zu kennen, ihr neuer bester Freund. Ziemlich schnell wird klar, dass es ihr wohl in den letzten Tagen ziemlich gefehlt haben muss, sich mal ordentlich auszupowern.

Nach einen kurzen Grillabend fällt die Motte ins Bett und wir haben Zeit für uns – Freddy sei Dank!

38 Die Drehbrücke

Der Himmel ist ziemlich wolkenverhangen, das Meer liegt da wie ein Brett, während wir bei der ersten Tasse Kaffee einem Fischschwarm beim Hüpfen zuschauen. Nur blöd, dass die Angel im Bus ist. So sorgt Eva für Unterhaltung mit einem Tänzchen im Nachthemd und wir genießen die Einsamkeit und den Moment, bevor ich mich mit ihr zusammen in die eiskalten Fluten stürzen muss – versprochen ist versprochen.

Wir packen unsere sieben Sachen und machen uns auf zu einer Apotheke, um meine Ohrentröpfchen abzuholen. Auf dem Weg kommen wir am rettenden Lidl vorbei und unser Kind bekommt endlich was Anständiges zum Essen, außer Gurke, Paprika, Nudeln, Tsatsiki und Pommes – eine Packung Nürnberger Rostbratwürstel. Lefkada ist nicht weit. Nach kurzer Fahrt überqueren wir eine sehr interessante Brücke und halten bei weiterhin trübem Wetter an einem Straßenimbiss für eine Fanta und einen Frappé. Neugierig beobachten wir, wie die Brücke an beiden Enden die Rampen hochzieht und sich plötzlich nach mehreren Signaltönen komplett dreht um statt Autos über die Brücke, Segelboote durch den Kanal in den Hafen fahren zu lassen.

 Unsere Fahrt geht weiter über die Insel zu einem Freisteh-Hotspot, den uns unser Griechenland-Führer empfohlen hat. Noch bevor Michael den Motor von Käte zum Stillstand bringt, ist klar, dass wir hier nicht bleiben wollen. Die Bucht ist zwar schön, aber viel zu touristisch. Der Anblick von zahlreiche Strandliegen und etlichen Campervans treiben uns weiter und wir machen uns auf zu einem der wenigen Campingplätze.

Nach einer weiteren dreiviertel Stunde erreichen wir eine kleine Bucht mit zwei Campingplätzen. Die Entscheidung für einen Platz wird uns direkt von einem Typen auf dem Roller abgenommen, der uns zu seinem Platz lotst. Der Strand ist mau, das Wetter auch, dafür sind die Stellplätze sehr schön und wir richten uns erst einmal gemütlich ein. Eva bekommt ihre Nürnberger Rostbratwürstel und als absolutes Highlight endlich Kinoabend mit „Anna und die wilden Tiere“ und einer großen Schüssel Popcorn, umgeben von Blink-Glühwürmchen. Für uns geht der Abend mit dem Nachholen unserer Blog-Einträge und griechischem Rotwein aus dem 2,5 l. Plastik-Kanister auch langsam seinem Ende entgegen.

37 Abschied von Eleni

Sonntag, 07. Mai 2023

Käte ist bereits am Vorabend weitestgehend für die Abreise vorbereitet worden, nur noch Tisch und Stühle müssen rein. Trotzdem brauchen wir bis Mittag, bevor wir nach herzlichem Abschied unseren Campingplatz verlassen. Nicht, ohne wieder mit Wein für die Weiterreise versorgt zu werden. Erstaunlich ist wirklich, dass der Platz auch ca. 15 Jahre später nichts an Charme verloren hat. Alles ist sehr gepflegt, das Essen ist sensationell und die Besitzer sind noch immer freundlich wie eh und je. Aber es zieht uns nun mal weiter!

Wir kommen gerade mal magere 20 km weiter und legen einen kleinen Strandspaziergang ein, weil uns eine Bucht mit kristallklarem Wasser begeistert – wer braucht da die Karibik, wenn er Parga haben kann? Hier scheint die Saison schon langsam anzulaufen und die meisten Sonnenschirme am Strand sind bereits aufgebaut und auch relativ gut besucht. Für alle nicht Camper und partyfreudigen Menschen ein wahrer Traum.

Wir gönnen uns einen Frappé und genießen den Ausblick bei chilliger Musik. Eva gibt uns wieder eines Ihrer „Konzerte“ und Luna genießt Ihren Mittagsschlaf. Nur schweren Herzens verabschieden wir uns von der tollen Bar – dem Cape North West – die unserem immerwährenden Traum von einem eigenen Laden schon sehr nahekommt.

Wir rüsten am Straßenrand unsere Bestände mit frischem Obst und Olivenöl auf und bei einem Supermarkt gönnt Eva sich einen aufblasbaren Delphin von ihrem Ersparten, uns bleibt nur Bier und Wein. Unser eigentliches Ziel war die kleine vorgelagerte Insel Lefkada, doch nach einem Abstecher nach rechts entdecken wir eine kilometerlange Bucht, an der wir ein schönes Stellplätzchen finden. So langsam leert sich der Strand und die wenigen Einheimischen überlassen uns nahezu allein das schöne Fleckchen. Der Delphin wird natürlich gleich ausprobiert und nach einem ausgiebigen Ritt dümpeln wir noch etwas am Strand. Blöd nur, dass Eva mir den kleinen Kies auf den Rücken streut, von dem leider auch zwei Körnchen den Weg in mein rechtes Ohr finden. Wir spülen mit Wasser, ich hüpfe und lege den Kopf schief, aber das Ohr bleibt dicht.

Also Sachen gepackt und ab ins örtliche Krankenhaus, bei aufgeheizter Stimmung. Zwar gibt es keine Wartezeiten in der Notaufnahme, aber der Unterschied zu unserem Gesundheitssystem wird in der Ausstattung des örtlichen Hospitals ziemlich schnell deutlich. Die Steinchen werden abgesaugt und nach 30 Minuten können wir wieder zurück an unseren Strand. Wir kommen an Nikopolis vorbei, einer Ausgrabungsstätte, die uns schon im Vorbeifahren ziemlich beeindruckt. Im Nachhinein lesen wir, dass Nikopolis schon 60 v. Chr. gegründet wurde und in seiner Blüte mehr Einwohner als Augsburg heute hatte. Allerdings können wir weder Eva noch Luna begeistern, alte Steine zu besichtigen. Stattdessen gibt es Spaghetti mit Pesto und ab in die Falle, umringt von Blinkwürmchen, die uns fast jeden Abend erfreuen sowie dem Meeresrauschen und dem Gequake der Frösche.

36 Käte wird ordentlich rausgeputzt

Wieder empfängt uns Hellas mit Sonnenschein. Schon früh am Morgen geht Michael zum Angeln. Aber wie bereits die Angeltage des Urlaubs zuvor kommt er ohne Beute heim. Diesmal jedoch auch ohne seinen Lieblings-Wobbler. Immerhin hat ihm den ein Fisch abgerissen – sagt er zumindest. Egal – die Taverne hat sicher was zu Essen für uns. Die vielen Tage Schlamm, haben auch bei Käte Spuren hinterlassen. Während Eva mit einem kleinen Jungen zusammen Gräben am Strand zieht und Kiesburgen baut, stellen wir unser zu Hause auf den Kopf. Das Wetter hat uns zum Frühjahrsputz animiert und wir sind optimistisch, dass nun endlich das schlechte und unbeständige Wetter der Vergangenheit angehört. So wird auch unsere Robe von Frühjahr oder besser Winter auf Sommer umgestellt, die Betten frisch überzogen und ordentlich raus geputzt. Zwischendrin ein kleiner Schwumm im Meer, das heute daliegt wie ein Brett und Eva die Scheu vor den Wellen nimmt. Michael und Eva drehen eine kleine Runde mit Luna und kommen aufgeregt wieder zurück – im Nachbarsgrundstück stand ein Eber hinter dem Zaun – beide im guten Glauben, dass es sich um ein Wildgehege handelt. Denkste Herzchen – als ich am Nachmittag mein Hunderündchen drehe und auf die kleine Zufahrtsstraße nach rechts abbiege, steht keine 50 Meter entfernt eine Wildsau vor mir. Wir schauen uns beide irritiert an und Luna und ich ziehen uns langsam wieder in den Campingplatz zurück. Die nächsten Gassi Runden übernimmt Michael als wahrer Gentlemen 😊

Eva spielt den ganzen Tag mit anderen Kindern und abends ist sie so durch, dass mal wieder ein kräftiges SCHEISSE über den Campingplatz tönt und sie sich wütend und heulend in den Bus verzieht. Die ganzen Erlebnisse müssen auch erst einmal verdaut werden.

35 Sonne satt

Freitag, 05. Mai 2023

Wir wachen am nächsten morgen auf und tatsächlich scheint die Sonne und kein Wölkchen ist zu sehen. Zuerst wird umgeparkt, denn vom Schlamm haben wir mega die Nase voll und dann werfen Eva und ich uns in unsere Neoprens und ab ins Meer. Endlich können wir auch im Bikini am Strand liegen und die Sonne wärmt uns gemütlich. Luna dreht voller Begeisterung ihre „gspinnerten“ Runden und mir geht die Seele auf bei so viel Lebensfreude. Trotz kleinem Kies lässt sich eine Sandburg bauen und Eva ist happy – was wollen wir mehr. Wir richten uns gemütlich ein und freuen uns auf das legendäre Bifteki mit Schafskäse und Eva entdeckt Tsatsiki für sich und nachdem wir mittlerweile Ketchup und Mayo an Bord haben, sind auch die griechischen Patates eine Alternative zu Pommes. Michael lädt noch mit einigen Hindernissen die letzten Beiträge hoch, nachdem das WLAN ständig zickt, trinkt dazu noch Rotwein, Tsipouro und macht als letzter in der Taverne das Licht aus, zum Fotografieren sind wir vor lauter Faulenzen fast nicht gekommen.

34 Nase voll, ab nach Griechenland

Donnerstag, 04. Mai 2023

Ein morgentlicher Strandspaziergang mit Luna, hält uns auch nicht mehr von unserem Reisedrang ab. Wir wollen in Hellas als erstes zu Eleni, deren Campingplatz wir schon vor gut 15 Jahren einmal besucht haben, wo wir superfreundlich empfangen wurden, auf dem Heimweg damals unbedingt noch mal vorbeikommen mussten, damit sie uns Wein für zuhause mitgeben konnten.

Allerdings sind wir uns nicht sicher, welcher Platz es war, aber egal. Wir packen ein, versuchen uns und unser Hab und Gut wie Stühle, Tisch und Außenküche einigermaßen vom Schlamm zu befreien. Ehrlich schwierig, nachdem wir direkt vor Kätes Eingang eine 5cm dicke braune Schlammschicht haben.

Für unser Schlammloch bezahlen wir umgerechnet 18 € pro Nacht – ok, für das Wetter und die vielen Mücken, die Eva total verstochen haben, können sie ja nichts hier, aber das war er für Vorsaison echt nicht wert. Mit griechischer Musik geht es wieder einmal bergauf und bergab gen Igoumenitsa, vorbei an malerischen Buchten mit Traumstränden und herrlich blauem Meer, leider mit Regenwolken in Sichtweite.

Kurz vor der Grenze versuchen wir unsere letzten albanischen Lek auszugeben. Eva will schon seit zwei Tagen ein Eis, wir wollen noch einen Kaffee – das passt ja. In einem Örtchen halten wir an, Eva stolziert mit Ihren 500 Lek Finderlohn von Michael in den Supermarkt, inspiziert alles, findet aber nicht wirklich etwas, was sie dafür kaufen könnte, also bleibt es bei einem Eis, einem kleinen Päckchen Gummibären in Delphin-Form und einem Päckchen Kaugummis. Immerhin bekommt Sie noch ein Päckchen Kaugummis mit Wassermelonen-Geschmack geschenkt. Wir dagegen gönnen uns, obwohl noch auf albanischer Seite, einen Frappé den wir hier bereits auf Griechisch („dio frappe metrio me gala“) bestellen können. Wir sind auch froh, dass wir uns jetzt mit „efharisto“ bedanken können, statt mit dem albanischen „faleminderit“, dass wir immer falsch betont hatten, statt „falemin-derit“ haben wir es immer – typisch deutsch – in einem Zug als „faleminderit“ ausgesprochen. Auf dem Rückweg zum Auto fällt uns an Käte ein besonderes Schmuckstück auf. Außen an der Winschutzscheibe lehnt immer noch die Weinkaraffe vom Vorabend, die wir vergessen haben zurückzugeben. Ein Wunder, dass die bei dem geschauckel und geholpere der letzten Stunden überlebt hat und auch noch da liegt, wo Michael sie abgelegt hatte.

Obwohl es eine der Hauptrouten zwischen Albanien und Griechenland ist, ist der Weg zur Grenze und der Grenzübergang an sich sehr spartanisch und nicht wirklich frequentiert. Albanien lässt uns, ohne wirklich von uns Notiz zu nehmen, ausreisen und am griechischen Grenzposten geht es uns genauso. Warum auch immer, es fühlt sich an wie heimkommen.

In Igoumenitsa hat Michael einen Händler für Camping-Bedarf ausgemacht, um endlich den nicht mehr so astreinen Gasschlauch für unseren Enders-Herd zu ersetzen. Wir fahren also in Richtung Händler durch eine Baustelle und bei einem wirklich heftigen Schlagloch gehen plötzlich die Warnmeldungen von Käte an, der Motor verliert an Leistung und wir können gerade noch mit der Restgeschwindigkeit in eine Seitenstraße abbiegen, dann bleibt Käte liegen. Der Warnblinker ist von allein angegangen, die Innenraumbeleuchtung, Standlicht, etc. ist an und die Motorwarnleuchte ist auf Dauerorange. Im Display steht die Meldung, dass der Kraftstoffsperrschalter ausgelöst hat. Michael konsultiert das Handbuch, kontrolliert, ob Kraftstoff ausläuft und sucht verzweifelt den Schalter im Fußraum des Beifahrers. Leider vergebens. Nach einem Anruf beim Fiat-Händler in Deutschland und weiteren bangen Minuten der Suche bei strömendem Regen und offenen Türen findet er schließlich den Schalter. Leider zeigt Käte immer noch an, dass der Motor überprüft werden muss, aber immerhin, sie springt wieder an.

Google sei Dank finden wir in nicht ganz 2 km Entfernung einen FIAT-Service und fahren äußerst vorsichtig zu der Werkstatt, die uns sofort sehr hilfsbereit aufnimmt. Der Fehlerspeicher wird ausgelesen, während der Mechaniker gefühlt mit einem anderen Kunden seine Lebensgeschichte austauscht. Gut 10 Minuten Hoffen und Bangen vergehen, dann kommt der Mechaniker. Durch den Wahnsinns Aufprall hat die Dieselpumpe Druckverlust angezeigt, jetzt wurde der Fehlerspeicher gelöscht und wir sollen weiterfahren und es beobachten, aber sonst gibt es kein Problem. Aufatmen ist erst mal angesagt. Wie auf rohen Eiern schleichen wir wieder zurück auf unsere Route, vorbei am Fährhafen von Igoumenitsa, bei jedem Schlagloch und bei jedem Huggel auf der Straße den Atem anhaltend. Aber Käte scheint es gut weggesteckt zu haben.

Wir machen uns auf, die Küste entlang gen Süden, um unseren Campingplatz von damals zu finden. Heißer Favorit ist Camping „Elena“, naheliegend, dass Eleni hier die Besitzerin ist. Aber ziemlich schnell stellen wir fest, dass das nicht unser Platz gewesen sein kann, dann bleibt nur noch Camping „Sofas“ und tatsächlich, es ist der Platz von damals. Mal wieder bei strömendem Regen suchen wir uns einen Stellplatz, Michael ackert den Platz mit den Grobstollenreifen auf, irgendwann geben wir es auf und stellen uns eben in Schräglage hin. Alles egal, wir sind, wo wir sein wollten, auch wenn wir für die nicht ganz 100 KM mal wieder in Summe 7 h im Auto saßen.

Am Abend gehen wir ziemlich platt ins Restaurant. Die Fahrt, das Wetter und v.a. der Schock mit Käte hängen uns noch in den Gliedern. Michael isst das obligatorische Kotelett mit Patates, Sanne frittierte Sardinen, dazu gibt es Tsatsiki und Brot und für Eva einen Räuber-Teller. Die Zeit vertreiben wir uns mit Uno spielen. Satt, von Wein und Tsipouro etwas angeheitert, lassen wir den Abend ausklingen und freuen uns auf den für morgen angekündigten Sonnenschein, der am Abend schon kurz bei Sonnenuntergang auf sich aufmerksam macht.

33 Regen, nichts als Regen

Mittwoch, 03. Mai 2023

Am Vormittag lässt sich kurz die Sonne blicken, aber dann sitzen wir wieder im Bus oder beim Karteln in der Kneipe. So langsam fällt auch unserem Fräulein Sonnenschein die Decke auf den Kopf und wir haben vom Frieren, dem Regen und den Bergen alle die Nase voll, aber es hilft ja nichts. Wir warten einen Schauer nach dem anderen ab und am späten Nachmittag ist wenigstens ein Strandspaziergang bei Sonnenschein möglich. Könnte ganz nett sein hier in der Bucht, aber der Entschluss steht – morgen geht’s ab nach Griechenland, in der Hoffnung auf besseres Wetter und süßes Nichtstun.