Samstag, 03. Juni 2023
Die Ehrfurcht vor den altertümlichen Stätten hält sich bei Eva in Grenzen und die Stimmung ist schon mit dem Aufstehen mies. Die neue Aprikosenmarmelade, die nicht schmeckt, das Brot auf dem Sesam nichts zu suchen hat, usw. – da fängt der Tag bereits gut an. Wir schaffen es tatsächlich einmal uns mehr oder minder nicht irritieren zu lassen, verstauen alles für die Weiterfahrt und richten Brotzeit, während unsere Maus tobt.


Langsam glätten sich die Wogen als wir Korinth den Rücken kehren und uns aufmachen Richtung Norden. Ziel für heute ist ordentlich Strecke zu machen und dann lieber noch 2-3 Tage an einem schönen Ort zu bleiben, als täglich fahren zu müssen. Auf der Autobahn steuern wir Athen an, vorbei an zahlreichen großen Öl-Konzernen und den entsprechenden Tanks direkt am Meer. Die Sonne strahlt vom Himmel und so langsam schleicht sich bei mir auch eine gewisse Wehmut ein. Klar 3 Monate sind eine lange Zeit, aber es gäbe noch so viel zu entdecken und es fühlt sich unglaublich großartig an, sich treiben zu lassen und zu schauen wo der Wind einen hin weht. Was für ein Geschenk, diese Reise gemeinsam erleben zu dürfen!
Wir passieren zahlreiche Mautstationen und lassen ordentlich Geld liegen, während wir uns Kilometer um Kilometer gen Thessaloniki kämpfen. Die Autobahn führt direkt am Meer vorbei und wir erhaschen immer wieder einen Blick auf leere Strände und verschlafene kleine Orte. Nach einem Frappé und Mac Donalds Stop für Eva ändert sich die Landschaft und wir durchqueren auf der Höhe von Pilio und Larissa weite Getreidefelder. Es ist schon unglaublich, welche Vielfalt Griechenland zu bieten hat.


Als wir den in unserem Reiseführer angepriesenen Campingplatz Sylvia anfahren, sind wir platt. Den ganzen Tag fahren sind wir Faulenzer nicht mehr gewohnt. Doch der Platz hält nicht, was der Reiseführer verspochen hat. Die Camper stehen in Reihen parallel zum Meer. Ohne jegliche Abtrennung sitzt man seinem Nachbarn also auf dem Präsentierteller und das Meer ist über eine steile Treppe zu erreichen ist. Nicht unser Platz, wir machen kehrt und düsen weiter!
Die nächsten beiden Plätze sind voll mit Dauercampern, was mehr einer Kleingartenanalage gleicht, als einem Campingplatz. Ein freies Fleckchen lässt sich bei den ganzen Gartenzäunen auch nur erahnen. Hinzu kommt der Pappelsamenflug, so dass es mancherorts ausschaut, als würden 20 cm Schnee liegen oder Plätze die „verrammelt“ beschrieben werden und auf in denen auf dem Vorbeiweg das Gras Knie hochsteht, so dass sich langsam ein gewisser Frust breit macht.


Als ich nach der nächsten Platzbesichtigung zurück zu Käte komme, sagt Michael voller Zuversicht, wir fahren zum Camping Stolos, um die Ecke. Gesagt getan! Der Platz schaut einladend aus, als mich der Besitzer anspricht. Es sind heute viele Mitglieder unterschiedlicher Horse Clubs hier und am Strand sind einige Pferde. Außerdem findet heute Abend eine Party mit Livemusik statt, so dass es bis 3 oder 4 Uhr nachts recht laut werden kann. Mit breitem Grinsen komme ich zu meinen Lieben zurück, wir haben unseren Platz gefunden.
Eva ist sofort völlig aus dem Häuschen, als sie Pferde hört und tatsächlich – am Strand sind die unterschiedlichsten Pferde fest gemacht oder reiten gerade in vollem Galopp gegeneinander an. Als sie gefragt wird, ob sie mal aufsitzen möchte, versteckt sie sich allerdings ängstlich hinter mir und trau sich nicht, was sie im nächsten Moment jedoch bereut. Aber 1,2 ,3 – Chance vorbei!

Nach dem Tische, Stühle und die Outdoor Kitchen aufgebaut sind lassen wir die Küche allerdings kalt und gehen in die Taverne zu frisch gegrilltem Souvlaki und Bifteki. Immer mehr Leute trudeln ein und die Stimmung ist reichlich ausgelassen, als die Mikrofone aufgebaut und die Bousuki und der Dudelsack ausgepackt werden. Wir sind unglaublich happy und mittendrin als die Musiker anfangen zu spielen. Nichts Sirtaki und (H)oppa sondern eine ganz andere Art griechischer Musik, die wir so bis dato gar nicht kannten. Eva will nur noch tanzen und ist wahnsinnig aufgeregt, als auch noch Pyrotechnik zum Einsatz kommt und die Taverne in ein vernebeltes rot taucht. Michael und ich schauen uns nur an und wissen beide, dass genau solche Momente unsere Reise so unglaublich wertvoll für uns machen!