Donnerstag, 20.04.2023
Heute heißt es früh aufstehen, denn um 8:00 Uhr ist Videotermin mit dem Arbeitsamt. Mir graut davor! Die junge Dame ist freundlich und bemüht, merkt schnell, dass ich mit meinem sonnigen Hintergrund nicht in Augsburg bin. Lebenslauf, Anschreiben müssen zugesandt werden, auf mögliche Stellen muss ich mich bewerben. Wenn wir keine Betreuung für Eva im Sommer haben, ist eine andere Stelle zu ständig. Dort muss ich mich bis 1. Juli persönlich gemeldet haben und mich arbeitslos mit fehlender Kinderbetreuung melden. Die Situation fängt an, komplizierter zu werden! Also beschließen wir, einen Tag länger zu bleiben und uns um Bewerbungskram zu kümmern.


Doch das Netz ist extrem instabil und Eva drängelt darauf, endlich das Versprechen auf einen „Schwumm“ einzulösen. Nur blöde, dass der Bergsee eiskalt ist. Wir schälen uns in unsere Neoprenanzüge – Arme und Beine fallen fast ab – und machen drei Züge, bevor wir wieder raus hüpfen. Anschließen ist Sonnenbaden angesagt, das ist deutlich angenehmer, solange der Planet noch vom Himmel scheint, denn dunkle Wolken krabbeln bereits über die Berge.
In letzter Sekunde bringen wir alles in Sicherheit und schauen aus dem Bus dem Gewitter zu, das mit großen Tropfen über unseren See hinweg zieht. Und nun? Es ist mittlerweile Nachmittag, wir sind die einzigen auf dem Platz und so richtig was unternehmen lässt sich hier nicht. Keine Möglichkeiten einen Spaziergang mit Luna zu machen, die Fische beißen nicht, alles ist wieder im Bus verräumt – also auf geht’s Richtung Koman. Von dort wollen wir morgen die legendäre Fahrt mit der Fähre auf dem riesigen Stausee durch die Berge machen.


Bereits nach den ersten 150 Metern wird klar, dass wir eine gute Entscheidung getroffen haben, heute noch zu fahren. Die Straße ist in einem hundsmiserablen Zustand und für die gerade mal 35 km brauchen wir ca. 2 Stunden. Wir fühlen uns wie auf einem Kamel, währen Käte bergauf und -ab rumpelt und Michael Schlaglöchern und Felsbrocken ausweicht.
Eigentlich hatten wir uns Koman als kleinen Ort mit Infrastruktur vorgestellt, damit wir uns mit Lebensmitteln und Getränken ausstatten können, aber außer ein paar verstreuten Häusern und einem kleinen Minimarkt gibt es nichts. Direkt am Fluss entdecken wir unsere Nachbarn vom See und stellen uns dazu. Für nicht ganz 5 € dürfen wir hier wild stehen, nachdem wir einen übereifrigen Fährticketverkäufer erfolgreich wegen Wucher abgeschüttelt haben. Eva springt mit Juri (7) und Mikka (9), treibt imaginäre Kühe und ist nach einer kleinen Portion Nudeln happy. Als es dunkel wird, beschließen alle ein Lagerfeuer zu machen und Michael zaubert Teig für Stockbrot. So nimmt der Abend ein überraschend romantisches und spätes Ende, abseits fast jeder Zivilisation, unterm Sternenhimmel, mit Stockbrot und netten Menschen.