Ein ausgiebiges Frühstück mit Blick aufs Meer – Urlauberherz was willst Du mehr? Zwar bröselt das albanische Brot genauso wie das Brot aus Montenegro, aber egal. Wir genießen die Einsamkeit, den Blick und uns. Bei dem strahlenden Wetter und aufgeheizt von der Sonne schälen wir alle unsere Astralkörper in Neoprenanzüge und schwimmen eine Runde, auch wenn das Meer noch ganz schön zapfig ist zu dieser Jahreszeit. Außerdem ist heute Wäsche waschen angesagt, auch wenn die Waschmaschine noch genauso im Winterschlaf ist, wie die komplette Infrastruktur. Selbst im örtlichen Minimarket gibt es nicht mal ein Eis für Eva, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut. Die Hängematte hängt, die Außenküche steht und wir haben endlich einen Platz, der der legendären Paella würdig ist. Doch abends kommt die kleine Maus nicht zur Ruhe, all die Ereignisse müssen erst einmal verarbeitet werden und so sitzen wir noch lange in Decken eingekuschelt am Meer, schauen den Blinkwürmchen zu, die eher blinken als glühen und auf die Lichter zur Insel und der fernen Stadt. So findet sich Zeit für ein erstes Résume, was uns betrifft.
Nach einem kurzen Frühstück auf der Kaimauer, schließen wir uns unseren Nachbarn nochmals an und begeben uns gemeinsam auf die Suche nach dem Kune-Vain Nationalpark, der bekannt sein soll für Eisvögel, Flamingos und Pelikane. Im ersten Schritt schickt uns aber google völlig falsch auf eine abgelegene Schotterstraße mit zahlreichen Bunkern und bemitleidenswerten Vierbeinern, die wie immer unser Hundeherz berühren.
Nach längerem Suchen kommen wir über den Nordeingang 15 km weiter, in den Park der für 500 Lek. auch mit dem Bus befahren werden kann. Eva darf mit ihren neuen Freunden durchradeln und ist völlig außer Rand und Band als wir an einen wunderschönen feinsandigen Strand gelangen. Das Bad im Meer muss allerdings noch etwas auf sich warten, da wir erst noch – diesmal auch sehr gut zubereiteten Fisch – in einem der 3 Restaurants des Parks bei griechischer Musik und Blick aufs Wasser genießen.
Unsere Hymer-Freunde verabschieden sich und treten die Weiterreise nach Berat, der Stadt der 1000 Fenster an während Eva. Luna und ich uns erstmalig in die Fluten stürzen. Allerdings ist das Wasser auch mit Neopren noch sehr frisch und die Wellen der kleinen Maus erst einmal zu hoch, doch das Gefühl im Sand zu sitzen und zumindest kurz ins Meer gehüpft zu sein, kann uns keiner mehr nehmen.
Zurück am Bus fahren wir die wenigen Kilometer nach Lezhe, doch der Campingplatz ist zu und schaut auch von außen wenig einladend aus. So wirft Michael sein Interesse an den Ausgrabungen über Bord und den Motor an, nochmal 2 Stunden Fahrt an Tirana und Dures vorbei an die Küste zum Camping Par Emer. Die Hoffnung im Gepäck, dass die Stimmung an Bord nach der vielen Fahrerei und den gigantischen Erlebnissen der letzten Tage nicht kippt und der Platz das hält, was unsere Toyota-Jeep Bekanntschaft aus Montenegro versprochen hatte.
Unsere Mäuse halten tapfer durch und mit viel Gesang und lustigen Geschichten vergeht die Fahrt vorbei an großen Trabantenstädten wie im Nu. Und dann, am Po von Irgendwo, entdecken wir unser persönliches Paradies. Ein traumhafter Platz mit einem Steg zu einer kleinen Insel mit Restaurant, leider noch im Winterschlaf, entschädigt für die viele Fahrerei. Wir sind angekommen und während die anderen Camper sich alle auf der linken Seite tummeln, stehen wir rechts allein und von Glühwürmchen umgeben!
Die Nacht ist kurz und sogar Eva wacht um 5:00 Uhr auf, weil sie meint, sie müsse aufstehen, um rechtzeitig am Fähranleger zu sein. Wir haben Tickets für uns drei und Käte für 98 €, nur Luna ist kostenfrei. Eine Menge Geld dafür, dass wir nicht wissen, was uns erwartet.
Unsere neuen Freunde mit dem Hymer „Emma“ wagen auch die Fahrt auf dem Drinn. Vierzig Minuten vor Abfahrt sollen wir am Anleger sein, aber wo ist der überhaupt? Es ist kaum etwas ausgeschildert und nachdem eine enorm große Staumauer sich vor uns auftürmt, folgen wir der schmalen Straße, die sich nach oben schlängelt. Durch den Tunnel wagen wir uns allerdings nur zögerlich, da die Ampel davor nicht zu funktionieren scheint und Gegenverkehr bei dem schmalen Tunnel nicht möglich ist. Typisch deutsch rechnen wir mit einem entsprechenden Abfahrtsterminal als wir die Busnase aus dem Tunnel strecken. Stattdessen ist der kleine Vorplatz vor 2 Fähren so dermaßen voll mit Menschen, Autos und strohbeladenen Fahrzeugen, dass wir kaum aus dem Tunnel kommen.
Unser Onlinetickets wurden mehrfach kontrolliert, uns wurden 5 € für den Tunnel abgeknöpft – aber nicht von offiziellen Mitarbeitern einer Rederei, sondern irgendwelchen wild gestikulierenden Menschen. Als uns dann auch noch Einer erklärte, wir müssen auf dem Miniplateau mit Käte wenden, um Rückwärts auf die Fähre zu fahren, war guter Rat teuer. Der freundliche Albaner entpuppte sich später als unser Kapitän, der uns überzeugend versicherte, dass er unser zu Hause wenden und verschiffen würde. Na dann!
In haarsträubender Millimeterarbeit wurde also Käte gewendet, ein anderes Auto umgeparkt, ein Stein unterlegt, um nicht aufzusetzen und unter großem Tamtam langsam rückwärts die schmale Rampe auf die Fähre verfrachtet. Zu guter Letzt stand Käte mit ca. 5 cm Abstand zu den anderen Fahrzeugen, dicht an dicht auf der Fähre und es konnte los gehen.
Allein dieses Manöver und das verrückte Treiben auf dieser kleinen Plattform, waren den Fährpreis wert!
Die Fahrt dauerte 2,5 Stunden den Drinn entlang, durch eine atemberaubende Landschaft. Links und rechts ragten die grün bewachsenen Berge hoch auf, während die Fähre sich ihren Weg flussaufwärts bahnte. Ab und an waren Langbote zu sehen, die den Menschen der oft sehr abgelegenen Häusern in den Bergen als einziges Transportmittel dienen und die ihre Waren mit Eseln am Flussufer in Empfang nahmen. Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite, zwar war es windig, aber der Kontrast von Himmel, Wasser und Bergen ist unglaublich beeindruckend mit teilweise schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Diese Fahrt – ein absolutes Naturspektakel und Highlight unserer Reise! Danke an die lieben Reisenden mit ihrem Toyota-Jeep, die wir unterwegs kennen gelernt hatten und die uns diese Fahrt dringend ans Herz gelegt hatten.
Der Anleger ist ein wahres Kinderspiel, wir rollen vorwärts von der Fähre und setzten unseren Weg durch die Berge fort Richtung Kukes. Die neu asphaltierte SH23 bringt uns die Berge rauf und runter durch fruchtbares Land mit Blick auf die weißen Berge von Albanien. Die Fahrt dauert über 2 Stunden und außer vereinzelten Häusern kommen wir durch ein kleines Dorf, in dem wir wenigsten ein wenig unsere Vorräte auffüllen können und Eva endlich ihr heißersehntes Eis bekommt.
Kukes streifen wir nur und biegen direkt ab auf die Autobahn, die uns Richtung Tirana zur Küste bringen soll. Der Bedarf an Hinterland und auf und ab ist erst einmal gedeckt!
Da wir uns unterwegs kein Plätzchen für die Nacht suchen wollen, peilen wir direkt die Lagune von Patok an, unweit von dem Ort Lezhe. Lezhe, berühmt für seine historische Bedeutung, wollen wir uns morgen etwas genauer anschauen. Unsere Hymer Freunde haben den gleichen Weg eingeschlagen und ohne jegliche Absprache sind sie mit ihrer Emma mal hinter uns oder plötzlich wieder vor uns und peilen auch Patok an. So stehen wir gemeinsam für die Nacht an der Lagune mit herrlichem Blick, die Kinder – mittlerweile alle ziemlich fertig – drehen ordentlich auf und essen gemeinsam in einem schönen Restaurant schlechtes Essen. Doch tatsächlich kann heute nichts mehr diesen vielen Eindrücken und unglaublichen Erlebnissen des heutigen Tages abträglich werden und ein gutes Glas Cà dei Frati sorgt für eine ungetrübte Nacht.
Heute heißt es früh aufstehen, denn um 8:00 Uhr ist Videotermin mit dem Arbeitsamt. Mir graut davor! Die junge Dame ist freundlich und bemüht, merkt schnell, dass ich mit meinem sonnigen Hintergrund nicht in Augsburg bin. Lebenslauf, Anschreiben müssen zugesandt werden, auf mögliche Stellen muss ich mich bewerben. Wenn wir keine Betreuung für Eva im Sommer haben, ist eine andere Stelle zu ständig. Dort muss ich mich bis 1. Juli persönlich gemeldet haben und mich arbeitslos mit fehlender Kinderbetreuung melden. Die Situation fängt an, komplizierter zu werden! Also beschließen wir, einen Tag länger zu bleiben und uns um Bewerbungskram zu kümmern.
Doch das Netz ist extrem instabil und Eva drängelt darauf, endlich das Versprechen auf einen „Schwumm“ einzulösen. Nur blöde, dass der Bergsee eiskalt ist. Wir schälen uns in unsere Neoprenanzüge – Arme und Beine fallen fast ab – und machen drei Züge, bevor wir wieder raus hüpfen. Anschließen ist Sonnenbaden angesagt, das ist deutlich angenehmer, solange der Planet noch vom Himmel scheint, denn dunkle Wolken krabbeln bereits über die Berge.
In letzter Sekunde bringen wir alles in Sicherheit und schauen aus dem Bus dem Gewitter zu, das mit großen Tropfen über unseren See hinweg zieht. Und nun? Es ist mittlerweile Nachmittag, wir sind die einzigen auf dem Platz und so richtig was unternehmen lässt sich hier nicht. Keine Möglichkeiten einen Spaziergang mit Luna zu machen, die Fische beißen nicht, alles ist wieder im Bus verräumt – also auf geht’s Richtung Koman. Von dort wollen wir morgen die legendäre Fahrt mit der Fähre auf dem riesigen Stausee durch die Berge machen.
Bereits nach den ersten 150 Metern wird klar, dass wir eine gute Entscheidung getroffen haben, heute noch zu fahren. Die Straße ist in einem hundsmiserablen Zustand und für die gerade mal 35 km brauchen wir ca. 2 Stunden. Wir fühlen uns wie auf einem Kamel, währen Käte bergauf und -ab rumpelt und Michael Schlaglöchern und Felsbrocken ausweicht.
Eigentlich hatten wir uns Koman als kleinen Ort mit Infrastruktur vorgestellt, damit wir uns mit Lebensmitteln und Getränken ausstatten können, aber außer ein paar verstreuten Häusern und einem kleinen Minimarkt gibt es nichts. Direkt am Fluss entdecken wir unsere Nachbarn vom See und stellen uns dazu. Für nicht ganz 5 € dürfen wir hier wild stehen, nachdem wir einen übereifrigen Fährticketverkäufer erfolgreich wegen Wucher abgeschüttelt haben. Eva springt mit Juri (7) und Mikka (9), treibt imaginäre Kühe und ist nach einer kleinen Portion Nudeln happy. Als es dunkel wird, beschließen alle ein Lagerfeuer zu machen und Michael zaubert Teig für Stockbrot. So nimmt der Abend ein überraschend romantisches und spätes Ende, abseits fast jeder Zivilisation, unterm Sternenhimmel, mit Stockbrot und netten Menschen.
Wir brechen unsere Zelte ab, um ins albanische Hinterland aufzubrechen, Richtung Koman. Dafür schlängeln wir uns wieder durch Shkodra und es wird nochmals deutlich, dass in Albanien die Regeln anders sind. Gefühlt fährt jeder wie er will, Blinker gibt es nicht, auch die Verkehrsrichtung wird manchmal eingehalten, manchmal aber auch völlig ignoriert. Michael chauffiert Käte gelassen durch das Chaos, lässt sich drauf ein, auch wenn vor ihm plötzlich der nächste in 2ter Reihe parkt oder auf der eigenen Fahrspur entgegen kommt. Links und rechts von uns findet das große Treiben des Marktes statt. Jeder bietet an, was sich noch irgendwie zu Geld machen lässt. So liegen die Fische einfach auf einer Plane am Boden, ein anderer Stand verkauft unzählige Staubsauerschläuche. Frauen, die am Boden sitzen bieten Milch an und natürlich Obst und Gemüse an und daneben gibt es Wühltische voller neuer oder gebrauchter Schuhe (so genau lässt sich das nicht erkennen). Ein wildes Treiben und wir – mittendrin – kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Die Fahrt führt uns an einem Stausee vorbei und hinter jeder Biegung müssen wir mit einer Kuh, Schafen oder anderen Hindernissen rechnen. Landschaftlich traumhaft schön!
Häufig kommen wir aber auch an Bergen von Müll vorbei, an Menschen die darin wühlen und versuchen, noch das ein oder andere Brauchbare raus zu ziehen. Da gibt’s durchaus Momente, in denen man Schlucken muss und die Armut des Landes deutlich wird.
Am nächsten See machen wir Rast in einem Restaurant. Wunderschön gelegen, allerdings mit eher bescheidenem Essen. 30 Kilometer weiter haben wir auch unseren nächsten Stellplatz erreicht – das Agora Farmhouse. Kaum sind Tische und Stühle aufgebaut, scheint die Welt unterzugehen, aber als die Sonne sich wieder durch die Wolken kämpft wird klar, dass wir für heute (und vielleicht morgen) wieder ein schönes Plätzchen gefunden haben. Eva und Michael gehen Angeln am See, nachdem die Sintflut an uns vorbei gezogen ist und wir den Stellplatz gewechselt haben. Leider hatte sich nach dem heftigen Regen rund um uns ein kleiner See gebildet.
Nach einem mit heftigen Eva-Zickereien untermalten Abendessen, geht die kleine Diva ins Bett und ist auch kurz darauf eingeschlafen. Zeit für uns, auch etwas durchzuatmen und die Dank mehreren Gewittern geklärte Bergluft Albaniens zu genießen.
Dienstag, 18.04.2023: Pippa & Eva oder besser Anna & Elsa
Kaum gefrühstückt, entdeckt Eva auf der Gegenüberliegenden Seite des Campingplatzes, ein kleines Mädchen und 5 Minuten später hat sie eine neue Freundin gefunden. Die beiden sind den ganzen Tag auf dem Spielplatz, hüpfen beim Trampolin um die Wette und beschlagnahmen das Haus mit der Rutsche, in dem sie sich häuslich einrichten und plötzlich alle Kissen aus dem Bus verschwunden sind. So gibt es für mich keine Ausreden mehr, als mich endlich mit der Aktualisierung meines Lebenslaufs zu beschäftigen. Als Pippa dann auch noch ihr Elsa Kleid auspackt, ist für Eva der Tag gerettet und für mich im Eimer.
Das Ausparken aus dem Plaza 2 und die unglaublich steile Abfahrt, hat Michael mit Bravour gemeistert, auch wenn Käte in ordentliche Schieflage gekommen ist. Unser Reifenproblem konnte wir in Montenegro nicht lösen und so rollten wir Richtung albanische Grenze, mit einem extra Kanister AdBlue, der in Albanien eher Mangelware sein soll.
Albanien empfing uns mit traumhaftem Wetter und unglaublich vielen blühenden Wiesen. Kurz hinter der Grenze kamen wir bereits in der Stadt Shkodra an und kamen uns nach wenigen Metern schon vor, wie in einer anderen Welt. Der Muezzin rief zum Gebet und links und rechts von uns war ein kleiner Laden am anderen, sämtliche Waren wurden feil geboten, Plastikkanister gesammelt und dazwischen stand ein Eselskarren. Die verzweifelte Suche nach einem Geldautomaten für albanische Lek führte uns tiefer in die Stadt als wir wollten und kamen so aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Endlich mit Geld ausgestattet machten wir uns auf den Weg zum Skadar-See, den sich Albanien und Montenegro teilen – unserem ersten Stopp in Land Nr. 5. Wir fragten bei zahlreichen Reifengaragen, nach neuen Schuhen für Käte, da vor allem die Vorderreifen ziemlich abgefahren waren. Als wir schon fast aufgeben wollten, hatte ein Reifenhändler tatsächlich die richtige Größe da. Und so wurden wir um 650 € ärmer, Käte um ein „off-road“-Profil taffer und unsere Seelen beruhigter.
Am Campingplatz – Lake Shkodra Resort – fanden wir albanisch/englische Gründlichkeit und Sauberkeit der Betreiber und einen Platz, der für 2 Tage zum Verweilen einlud. Hier stehen nicht Einsamkeit und Improvisation im Vordergrund, sondern eine Umgebung an der man sich kaum satt sehen kann.
Albanien ist ein kleines südosteuropäisches Land auf dem Balkan. Seine Küste verläuft entlang der Adria und des Ionischen Meeres. Das Landesinnere wird von den Albanischen Alpen durchzogen. Das Land kann mit zahlreichen Burgen und archäologischen Stätten aufwarten. Im Zentrum der Hauptstadt Tirana liegt der großzügige Skanderbeg-Platz, an dem sich das Historische Nationalmuseum mit Exponaten aus der Antike bis zur postkommunistischen Zeit und die mit Fresken verzierte Et’hem-Bey-Moschee befinden. ― Danke Google 😉