21 Im Drinn drin

Freitag, 21.04. 2023

Die Nacht ist kurz und sogar Eva wacht um 5:00 Uhr auf, weil sie meint, sie müsse aufstehen, um rechtzeitig am Fähranleger zu sein. Wir haben Tickets für uns drei und Käte für 98 €, nur Luna ist kostenfrei. Eine Menge Geld dafür, dass wir nicht wissen, was uns erwartet.

Unsere neuen Freunde mit dem Hymer „Emma“ wagen auch die Fahrt auf dem Drinn. Vierzig Minuten vor Abfahrt sollen wir am Anleger sein, aber wo ist der überhaupt? Es ist kaum etwas ausgeschildert und nachdem eine enorm große Staumauer sich vor uns auftürmt, folgen wir der schmalen Straße, die sich nach oben schlängelt. Durch den Tunnel wagen wir uns allerdings nur zögerlich, da die Ampel davor nicht zu funktionieren scheint und Gegenverkehr bei dem schmalen Tunnel nicht möglich ist. Typisch deutsch rechnen wir mit einem entsprechenden Abfahrtsterminal als wir die Busnase aus dem Tunnel strecken. Stattdessen ist der kleine Vorplatz vor 2 Fähren so dermaßen voll mit Menschen, Autos und strohbeladenen Fahrzeugen, dass wir kaum aus dem Tunnel kommen.

Unser Onlinetickets wurden mehrfach kontrolliert, uns wurden 5 € für den Tunnel abgeknöpft – aber nicht von offiziellen Mitarbeitern einer Rederei, sondern irgendwelchen wild gestikulierenden Menschen. Als uns dann auch noch Einer erklärte, wir müssen auf dem Miniplateau mit Käte wenden, um Rückwärts auf die Fähre zu fahren, war guter Rat teuer. Der freundliche Albaner entpuppte sich später als unser Kapitän, der uns überzeugend versicherte, dass er unser zu Hause wenden und verschiffen würde. Na dann!

In haarsträubender Millimeterarbeit wurde also Käte gewendet, ein anderes Auto umgeparkt, ein Stein unterlegt, um nicht aufzusetzen und unter großem Tamtam langsam rückwärts die schmale Rampe auf die Fähre verfrachtet. Zu guter Letzt stand Käte mit ca. 5 cm Abstand zu den anderen Fahrzeugen, dicht an dicht auf der Fähre und es konnte los gehen.

Allein dieses Manöver und das verrückte Treiben auf dieser kleinen Plattform, waren den Fährpreis wert!

Die Fahrt dauerte 2,5 Stunden den Drinn entlang, durch eine atemberaubende Landschaft. Links und rechts ragten die grün bewachsenen Berge hoch auf, während die Fähre sich ihren Weg flussaufwärts bahnte. Ab und an waren Langbote zu sehen, die den Menschen der oft sehr abgelegenen Häusern in den Bergen als einziges Transportmittel dienen und die ihre Waren mit Eseln am Flussufer in Empfang nahmen. Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite, zwar war es windig, aber der Kontrast von Himmel, Wasser und Bergen ist unglaublich beeindruckend mit teilweise schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Diese Fahrt – ein absolutes Naturspektakel und Highlight unserer Reise! Danke an die lieben Reisenden mit ihrem Toyota-Jeep, die wir unterwegs kennen gelernt hatten und die uns diese Fahrt dringend ans Herz gelegt hatten.

Der Anleger ist ein wahres Kinderspiel, wir rollen vorwärts von der Fähre und setzten unseren Weg durch die Berge fort Richtung Kukes. Die neu asphaltierte SH23 bringt uns die Berge rauf und runter durch fruchtbares Land mit Blick auf die weißen Berge von Albanien. Die Fahrt dauert über 2 Stunden und außer vereinzelten Häusern kommen wir durch ein kleines Dorf, in dem wir wenigsten ein wenig unsere Vorräte auffüllen können und Eva endlich ihr heißersehntes Eis bekommt.

Kukes streifen wir nur und biegen direkt ab auf die Autobahn, die uns Richtung Tirana zur Küste bringen soll. Der Bedarf an Hinterland und auf und ab ist erst einmal gedeckt!

Da wir uns unterwegs kein Plätzchen für die Nacht suchen wollen, peilen wir direkt die Lagune von Patok an, unweit von dem Ort Lezhe. Lezhe, berühmt für seine historische Bedeutung, wollen wir uns morgen etwas genauer anschauen. Unsere Hymer Freunde haben den gleichen Weg eingeschlagen und ohne jegliche Absprache sind sie mit ihrer Emma mal hinter uns oder plötzlich wieder vor uns und peilen auch Patok an. So stehen wir gemeinsam für die Nacht an der Lagune mit herrlichem Blick, die Kinder – mittlerweile alle ziemlich fertig –  drehen ordentlich auf und essen gemeinsam in einem schönen Restaurant schlechtes Essen. Doch tatsächlich kann heute nichts mehr diesen vielen Eindrücken und unglaublichen Erlebnissen des heutigen Tages abträglich werden und ein gutes Glas Cà dei Frati sorgt für eine ungetrübte Nacht.

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Ein Kommentar

  1. Mega, sowas ist ja genau meins. Ich liebe solche Abenteuer abseits der Touristenpfade. Die Fähre ist gegenüber denen die ich aus Afrika kenne noch 3 Sterne + 🙂

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